Die Übersterblichkeit wird zum großen rosa Elefanten

Woran starben Zehntausende und was weiß das Paul-Ehrlich-Institut wirklich nicht?

von Alexander Wallasch (Kommentare: 7)

„Es gab einen hohen politischen Druck, die Übersterblichkeiten plötzlich anders zu rechnen.“© Quelle: Pixabay / Tho-Ge

Haben das Paul-Ehrlich-Institut und das Gesundheitsministerium eine Massenimpfung zugelassen, weiter beworben und als alternativlos dargestellt, von der sie bereits wussten, dass diese Impfung eine verheerende Übersterblichkeit nach sich zieht?

Der Journalist Karsten Montag hat auf Multipolar ein Interview mit dem Mathematiker Prof. Matthias Reitzner veröffentlicht, welches das Potenzial hat, eine Mauer des Schweigens zu durchbrechen, was die Todeszahlen durch die mRNA-Impfungen gegen Covid und eine mutmaßliche Verschleierung dieser Zahlen angeht.

Denn sollte sich bestätigen, was Prof. Reitzner und Co-Autor Prof. Christof Kuhbandner herausgefunden haben, dann haben das Paul-Ehrlich Institut und das Gesundheitsministerium eine Massenimpfung zugelassen, weiter beworben und als alternativlos dargestellt, von der sie bereits wussten, dass diese Impfung eine verheerende Übersterblichkeit nach sich zieht.

Laut Karsten Montag wurde in Deutschland vom Statistischen Bundesamt bisher noch nicht einmal der Versuch angestellt, die Abweichungen zwischen Übersterblichkeit und COVID-19-Todesfällen öffentlich zu machen und zu erklären.

Prof. Reitzner sieht im Gespräch diese Diskrepanz auf Basis seiner Arbeit noch deutlich größer, als sowieso schon angenommen. Vereinfacht erklärt: Zunächst wurden im ersten Pandemiejahr 78.000 Corona-Tote gemeldet. Die Übersterblichkeit lag im selben Zeitraum allerdings nur bei 22.000 Toten.

Es wurden demnach 56.000 Menschen als Corona-Tote gemeldet, von denen man auch ohne Corona hätte erwarten können, dass sie im gleichen Jahr versterben werden. Ganz ohne zynisch klingen zu wollen: Diese Menschen wären mutmaßlich an der nächsten Grippe oder einer anderen Krankheit verstorben.

Interessant sind jetzt die Vergleichszahlen aus den Folgejahren. Denn hier passiert etwas für die Statistiker Ungewöhnliches: Von April 2022 bis März 2023 etwa wird eine Übersterblichkeit von 80.000 Personen ermittelt. Also bald vier Mal so viele Menschen wie im ersten Pandemiejahr. Demgegenüber lag die angegebene Zahl der Corona-Toten nur noch bei 38.000 Personen. Aber woran sind eigentlich die restlichen 42.000 Menschen zusätzlich verstorben?

Dem Multipolar-Interview zufolgen erfordert eine gewisse Konzentration auf Zahlen, die nicht jedem liegt. Was mathematische Laien aber verstehen, ist, dass es ungewöhnlich erscheint, dass das Statistische Bundesamt zu Beginn der Coronapandemie seine Berechnungsmethode für Übersterblichkeit vollkommen geändert hat. Denn normalerweise verwendet das Bundesamt nämlich exakt jene Methode, die Prof. Matthias Reitzner ebenfalls verwendet hat.

Auf eine Anfrage im Parlament 2023 hatte das Statistische Bundesamt geantwortet, erklärt Prof. Reitzner im Interview, dass die ursprüngliche Methode zu kompliziert gewesen sei, um schnell zu Ergebnissen zu kommen. Das Bundesamt habe aber zugeben müssen, dass im Hintergrund die normale Berechnung weitergeführt wurde.

„Das heißt, das Statistische Bundesamt wusste die ganze Zeit, wie hoch die Übersterblichkeit tatsächlich war. Es hat weiterhin Sterbewahrscheinlichkeiten verwendet. Es hat auch Übersterblichkeiten ganz konventionell berechnet. Ich nehme an, es gab einen hohen politischen Druck, die Übersterblichkeiten plötzlich anders zu rechnen, weil das Ergebnisse lieferte, die man von politischer Seite hören wollte“, so der Professor im Interview von Karsten Montag mit Multipolar.

Noch alarmierender: Die statistischen Bundesämter hatten mit Ende der Coronapandemie ihre seltsame neue Berechnungsweise wieder eingestellt und die Übersterblichkeit wieder mit der herkömmlichen Methode berechnet. Wer so etwas tut, der muss dafür – im Sinne der Glaubwürdigkeit – auch eine schlüssige Erklärung liefern.

Prof. Reitzner geht davon aus, dass die Versicherungsmathematiker in den Versicherungen ganz genau wissen, was hier abgelaufen ist. Es wolle nur sonst keiner wissen, also schweigt man, um seinen Job nicht zu gefährden, so die starke These des Mathematikers.

Zitiert wird auch der Direktor des Robert Koch-Instituts, der zuletzt bei einer Verhandlung die Aussage machte, dass seine Behörde ein weisungsgebundenes Institut sei – insbesondere im Sinne dessen, was es verlautbaren darf: „Was öffentlich geäußert wird, kann auf Weisung des Gesundheitsministers verschwiegen oder geändert werden“, schlussfolgert Prof. Matthias Reitzner und ergänzt nicht ganz ohne Polemik: „Eigentlich ist das Berufsbeamtentum nur damit zu begründen, dass man im Fall der Fälle auch einem Minister widersprechen darf.“

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Prof. Reitzner fasst nochmal zusammen:

„Wir sehen im dritten Jahr jedoch eine Übersterblichkeit von bis zu 80.000 Toten. Das kann nicht durch eine Grippewelle erklärt werden, außer sie war so schrecklich wie bisher keine Grippewelle, ist aber nicht entdeckt worden. Das ist sehr unplausibel. Es könnte durchaus sein, dass ein gewisser Teil auf die Grippe zurückzuführen ist, aber kaum mehr als 20 Prozent.“

Wie es üblich ist, hat der Mathematiker seine Ergebnisse Fachkollegen vorgelegt und auch Rückmeldungen bekommen, die allerdings länger als gewohnt auf sich haben warten lassen. Aber viel mehr noch als die Trödelei erschreckte Prof. Reitzner die Art dieser Rückmeldungen. Darin hieß es nämlich zunächst, erzählt er weiter, dass die Daten und die Berechnungsmethoden zwar durchaus richtig seien. Doch dann folge die Kritik, dass das Ergebnis nicht dem entspräche, was erwartet wurde, und deswegen dürfe es auch nicht veröffentlicht werden. „Unser Ergebnis widerspräche dem gesunden Menschenverstand, hat einer der Reviewer geschrieben“, so Prof. Reitzner im Interview.

Und er fragt sich deshalb, was denn verwerflicher sei: Wenn eine Behörde aus Dummheit falsche Sachen sagt, oder wenn eine Behörde falsche Sachen wider besseres Wissens sagt und sich damit unmoralisch verhält.

Weiterlesen bei Multipolar lohnt ganz sicher und kann jedem Leser hier ans Herz gelegt werden.

Professor Dr. techn. Matthias Reitzner, Jahrgang 1966, studierte Technische Mathematik an der TU Wien und promovierte dort zum Doktor der technischen Wissenschaften. Danach studierte er Versicherungsmathematik und ist anerkannter Aktuar. 2001 habilitierte er an der TU Wien. Nach Aufenthalten in Freiburg und Salzburg wurde er 2009 auf den Lehrstuhl für Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik an der Universität Osnabrück berufen und leitet seit 2011 das Institut für Mathematik an der Universität Osnabrück.

Karsten Montag schreibt über seine Arbeit unter anderem: „Wie anhand des Propagandamodells von Chomsky und Herman gezeigt, kann grundsätzlich nur ein von den Nutzern finanzierter und werbefreier Journalismus wirklich unabhängig sein. Und nur eine Berichterstattung, die mit einem wissenschaftlichen Ansatz und der Auswertung möglichst objektiver Daten aktuelle Geschehnisse analysiert und einordnet, kann den Anspruch erheben, annähernd objektiv zu sein.“

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