Wie die Corona-Spritze als Lebensretter für Krebskranke vermarktet wird – und warum Zweifel leider angebracht sind

mRNA-Wunder oder üble Pharma-Gier? Die Wahrheit hinter den neuen Krebs-Hoffnungen

von Alexander Wallasch (Kommentare: 3)

Kritische Analyse der mRNA-Versprechen© Quelle: Pixabay/Vandenuj JFCfilms, Montage: Wallasch

Die Pharmaindustrie preist mRNA-Impfstoffe als neue Hoffnung gegen Krebs. Doch hält das Versprechen eines längeren Lebens – oder ist es nur ein geschickter Marketing-Coup? Ein kritischer Blick auf Studien und Interessen.  

Es gibt eine emotionale Ebene und eine kriminologische. Emotional lässt sich die Empörung kaum in Worte fassen, dass die Pharma-Verantwortlichen jetzt Millionen Krebskranke als Kunden für ihre mRNA-Corona-Impfungen ins Visier nehmen mit der Aussage, dass die Betroffenen mit den Covid-Impfstoffen Jahre länger leben. So haben es Bader im Mittelalter gemacht, als sie auf Marktplätzen ihre Fläschchen hochhielten und Spontanheilungen versprachen.

Und kriminell wäre es in dem Moment, wo dieses größte aller Versprechen – Leben! – eine Kampagne der Pharmaindustrie ist.

Für den Laien zusammengefasst: Die von Pfizer/Biontech und anderen für die Corona-Spritzen verwendete mRNA-Technologie war ein Abfallprodukt aus der Forschung in der Krebstherapie. Mit Beginn der Pandemieausrufung wurde diese bis dato vollkommen erfolglose und Milliarden verschlingende Pharma-Entwicklung in den Gewinnbereich gezerrt, indem man aus dem erfolglosen Krebsmedikament eine Corona-Spritze formte und es als eine Art Quantensprung verkaufte.

Relevante Medien berichteten schon 2020 davon, dass Forscher in den Jahren zuvor mithilfe von mRNA einen personalisierten Impfstoff gegen Krebs herstellen wollten, was ihnen aber nie gelang:

„Sollte demnächst ein Corona-Impfstoff auf dieser Basis zugelassen werden, wäre dies eine Revolution — auch für die Krebsforschung.“

Diesen Satz – hier aus dem Magazin „Business Insider“ – muss man zwei Mal lesen: Was bis 2020 nicht zugelassen wurde, sollte jetzt über die Corona-Panik endlich in die Verkaufsregale kommen? Ende 2020 hieß es beispielsweise in der genannten Zeitung:

„Wenn diese Woche Biontech in den USA die Notfall-Zulassung für den Corona-Impfstoff beantragt, ist dies weltweit der erste Antrag auf diese neue Impfstoff-Klasse — eine Revolution in der Medizin, die parallel eine neue Ära bei der Krebsbekämpfung einleiten könnte.“

Daran knüpfen jetzt 5 Jahre später nahtlos die neuesten Meldungen von einem deutlich lebensverlängernden Wundermittel gegen Krebs an. Wer von den Millionen Todgeweihten in Deutschland würde jetzt noch davor zurückschrecken, sich die Spritze geben zu lassen?

Denn wer Krebs hat, der fürchtet als finale Nebenwirkung nur den Tod. Krebspatienten sind längst an schlimme Chemotherapien gewöhnt; sie wollen einfach nicht sterben. Wen interessieren da Bedenken, etwa dass man von mRNA Krebs bekommen könne, die Betroffenen haben ihn ja schon. Es kann ja kaum dankbarere Patienten für diese Medikamente geben. Krebs gilt neben Krieg als größte Geißel der Menschheit. Und nur gegen Krieg gibt es ein 100 Prozent wirksames Medikament, das sich allerdings schlecht vermarkten lässt: Frieden.

Und jetzt also die frohe Botschaft: Ihr Krebs kann geheilt bzw. zunächst verzögert werden. Angenommen aber, diese Behauptung wäre nicht abgesichert, dann wird sie in Verbindung mit entsprechenden Angeboten der Pharmaindustrie zweifellos zu einem Verbrechen.

Aber – und dieses „Aber“ richtet sich an jeden einzelnen Krebskranken – wer dieses Heilversprechen anzweifelt, der muss dafür gute Gründe haben, denn Zweifel können zu Scharfrichtern der Hoffnung werden. Dem vorliegenden Artikel liegt nichts ferner, als Hoffnungen zu nehmen und mögliche neue wissenschaftliche Erkenntnisse pauschal in Frage zu stellen. Hier soll zum Nachdenken und Hinterfragen aufgefordert werden.

Medien wie MDR, Web.de und Focus verkünden in diesen Tagen die frohe Botschaft: Krebskranke werden länger leben! Das ultimative Versprechen. Der Focus titelt etwa: „Nach mRNA-Impfstoff – Corona-Impfung mit unerwartetem Effekt: Krebspatienten leben deutlich länger“. Das ist zunächst reißerisch. Denn diese Behauptung begleitet die Corona-Impfung, seit sie entwickelt und verabreicht wurde – sie ist sogar ein Abfallprodukt einer bis dahin nicht kommerziell nutzbaren bzw. nicht erfolgreichen Krebsforschung.

Jetzt wird der umgedrehte Effekt behauptet: Die an der Bekämpfung von Corona letztlich gescheiterten Impfstoffe – die überwiegende Zahl der Versprechen der Pharmaindustrie wurden im Laufe der Pandemie kassiert – sollen ein Wundermittel gegen Krebs sein! Der vom Blitz getroffene Patient kann plötzlich fliegen.

Die aktuelle Berichterstattung basiert auf einer einzigen Studie. „Focus“ schreibt:

„Eine neue Studie des MD Anderson Cancer Center zeigt: Menschen mit Haut- oder Lungenkrebs lebten deutlich länger, wenn sie eine mRNA-Impfung gegen Covid-19 erhalten hatten – und zwar rund um den Beginn ihrer Immuntherapie.“

Hier ist das generalisierte Versprechen offenbar bereits entgegen der aktuellen Schlagzeilen auf zwei Krebsarten eingeschränkt, wenn auch zwei der häufigsten. Diesen Betroffenen werden Jahre versprochen:

„Im Durchschnitt überlebten Geimpfte mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs fast 37 Monate, während Ungeimpfte auf etwa 21 Monate kamen. Beim metastasierten Melanom lag die Überlebensrate nach drei Jahren bei 67 statt 44 Prozent.“

Und dieser Effekt, so heißt es, trete „ausschließlich bei mRNA-Impfstoffen auf – also bei jenen von Biontech/Pfizer und Moderna“.

Was die Studienmacher herausgefunden haben wollen: Die mRNA-Impfung soll im Körper einen kurzen, aber sehr starken Alarm auslösen, der innerhalb von 24 Stunden das Immunsystem anregen soll, große Mengen an Interferon Typ I zu produzieren, das sei ein Signalstoff, der normalerweise bei Virusinfektionen ausgeschüttet wird, so der „Focus“. Dieses Signal sei nun ein Weckruf für die Abwehrzellen.

Ergebnis laut Studienmacher: „Sogar im Tumor beginnt es, eine Reaktion zu programmieren, die den Krebs angreift.“ Was die Onkologen ihren Patienten empfehlen sollen, wird von den berichtenden Medien gleich mitgeliefert:

„Für Onkologen ergibt sich daraus ein einfacher, aber wirkungsvoller Gedanke: Eine routinemäßige mRNA-Impfung könnte das Immunsystem kurzzeitig so stark aktivieren, dass Immuntherapien besser greifen.“

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Der „Focus“ selbst schreibt gar nicht selbst, er beruft sich dabei auf einen zweitverwertetenArtikel seines Kooperationpartners „smartup-news.de“.

Kommen endlich wir zur Studie, auf der das alles basieren soll. Vertrauenswürdige Experten werden sich dazu in Zukunft hoffentlich noch präziser äußern. Hier zunächst, was wir journalistisch herausgelesen haben:

Die Studie befindet sich längst noch nicht in einer klinischen Phase (z. B. Phase I-III). Es wurden Datensätze der Forschung an Mäusen ebenso wie Patientendaten von 884 Krebserkrankten hinzugezogen. Diese Patientendaten wurden im Wesentlichen dahingehend ausgelesen, was mRNA-Impfungen und Sterbedaten angeht. Wichtig zu wissen: Mausmodelle (z. B. B16F0, LLC) spiegeln menschliche Tumorbiologie nur begrenzt wider.

Eine erste Kritik: Die Studie, so wie sie vorliegt, schränkt Kausalität deutlich ein: Alle humanen Daten stammen aus zurückliegenden Patientenakten eines einzigen Zentrums (MDACC), was potenzielle Verzerrungen möglich macht, z. B. gesündere Patienten könnten eher geimpft worden sein oder es gab ungemessene Faktoren wie Zugang zu Gesundheitsversorgung während der Pandemie. Das wurde in der Studie zwar korrigiert, aber es kann zu Restunsicherheiten führen.

Des Weiteren fällt es schwer, eine Kausalität zwischen Impfung und verbessertem Überleben nachzuweisen, wenn es keine randomisierte (zufällige) Kontrolle gibt.

Da die Daten aus einem einzigen, spezialisierten Krebszentrum (MDACC) stammen, könnten sich Patienten dort in Demografie, Behandlungszugang oder Krankheitsmerkmalen von der allgemeinen Population unterscheiden.

Zudem soll hier erwähnt werden, dass das die Studie durchführende Krebszentrum seit mindestens 2014 mit Pfizer in exakt dieser Thematik zusammenarbeitet. Im Januar 2014 verkündete Pfizer selbst: „MD Anderson arbeitet mit Pfizer zusammen, um die Krebsimmuntherapie voranzutreiben“. Nun muss das noch nichts heißen, die medizinische Forschung hängt längst am Tropf der Pharma-Industrie, aber der Hinweis soll hier allein wegen der thematischen Nähe nicht ausgeblendet werden.

Zurück zur Studie: Die Annahmen scheinen teilweise vereinfacht dargestellt, andere Faktoren wie z. B. Tumorlast, T-Zell-Infiltration wurden weniger ins Zentrum gestellt. Eine abschließende Bewertung müssen Fachleute vornehmen.

Ggf. noch von Bedeutung: Das 100-Tage-Fenster für Impfungen ist willkürlich gewählt. Die Analyse zeigt ähnliche Effekte bei fünfzig Tagen (Extended Data Fig. 1e), aber die optimale Zeitspanne bleibt unklar. Auch schränkt die geringe Stichprobengröße in Subgruppen (z. B. Stadium III NSCLC, n=180 geimpft) möglicherweise die statistische Aussagekraft ein. Zudem berücksichtigt die Studie die Impfhistorie vor dem Studienzeitraum nicht, was die Interpretation der Dosis-Wirkung erschweren kann.

Die Studie erörtert nicht, wie die Behandlung klinisch umgesetzt werden könnte (z. B. optimale Impfzeitpunkte, Dosisanpassungen). Die Verwendung eines Impfstoffs für eine nicht zugelassene Indikation (Krebsbehandlung) wirft auch eine Reihe regulatorischer und ethischer Fragen auf, die die Autoren ebenfalls nicht diskutieren.

Aber mit Blick auf die Schlagzeilen besonders bedeutsam: Die Impfstoffe wirken nicht direkt gegen Krebs! Die Studie deutet lediglich darauf hin, dass hier eine Immunstimulation stattfinden könnte.

Ohne die Gleichzeitigkeit einer Experimentalgruppe als auch einer Kontrollgruppe ist diese Studie entfernt von gesicherten Aussagen hin zur Krebsbekämpfung.

Der – mutmaßlich angestrebte – Effekt ist aber sowieso ein anderer: Millionen Krebspatienten haben bereits Zugang zu mRNA-Impfungen, die neu geweckte Hoffnung wirkt hier direkt als ultimative Motivation, sich den nächsten mRNA-Booster zu holen und alle Bedenken über Bord zu werfen.

Nicht zuletzt soll hier auf eine in diesem Kontext niederschmetternde Veröffentlichung der auflagenstarken französischen Zeitung „Le Point Critique“ hingewiesen werden, welche folgende Schlagzeile formulierte: „COVID-mRNA-Impfstoffe können laut mehr als 100 Studien auf 17 verschiedene Arten Krebs auslösen“.

(Dr. Sabine Stebel hatte im Juni dieses Jahres auf ihrem Substack-Blog „DrBine’s Newsletter“ eine Übersetzung zur Verfügung gestellt.)

Inhaltlich geht es hier vom Erwachen von ruhenden Krebserkrankungen bis hin zu diversen Fehlfunktionen des Immunsystems, die von der mRNA-Impfung ausgehen. Auch von einer erhöhten Resistenz ist da die Rede, also das Gegenteil dessen, was die hier vorgestellte Studie aussagt.

Die französische Zeitung schreibt etwa:

„Das virale und möglicherweise impfstoffbasierte Spike-Protein verlängert das Überleben von Krebszellen nach einer Chemotherapie.“

Der Artikel aus „Le Point Critique“ macht es sich wirklich nicht leicht. Seine alarmierenden Aussagen sollen auf sage und schreibe einhundert Studien basieren.

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