Monika Hohlmeier: „Je mehr auf See kommen, desto mehr ertrinken – sogar je mehr wir retten, desto mehr ertrinken.“

Bei „hart aber fair“: Pullfaktor-Leugner Louis Klamroth stolpert über eine Gefälligkeitsstudie

von Alexander Wallasch (Kommentare: 9)

Der verzweifelte öffentlich-rechtliche Versuch, eine von Fachleuten längst als Gefälligkeitsarbeit erkannte Studie vor dem Mülleimer zu retten.© Quelle: WDR / "hart aber fair", Screenshot

Gestern lief im Öffentlich-Rechtlichen „hart aber fair“ mit Moderator Louis Klamroth zum Thema Italien, Meloni und illegale Migration über Boote aus Nordafrika. Einmal mehr kellnerte der Moderator für die Ampel und ihre freien Radikalen.

Ein kurzer Ausschnitt der Sendung und der sogenannte „Faktencheck“ als Nachlese am Folgetag sind einmal mehr geeignet, zu zeigen, was Louis Klamroth eigentlich für ein ideologisch vereinnahmter und im Umgang mit seinen Gästen – im Folgenden lesen Sie, warum – fragwürdiger Charakter ist. Insbesondere dann, wenn er wider besseres Wissen der Ampelregierung gefällig anreicht und seine Gäste als so etwas wie populistische rechte Idioten hinstellt.

Dieses Mal traf es die EU-Abgeordnete Monika Hohlmeier (CSU), die passenderweise selbst während der Sendung nicht damit sparte, sich gegen Gott und die Welt abzugrenzen und andere zu diffamieren. Zuletzt nutzte es ihr aber nichts: Klamroth kanzelte Hohlmeier erst während der Sendung ab, dann stempelte er im Faktencheck Aussagen der Tochter von Franz-Josef Strauß zu Fake News.

Hier zunächst der kurze Ausschnitt, um den es geht, im Anschluss dann die Analyse:

Hohlmeier: Ich glaube, man muss verschiedene Maßnahmen andenken. Erstens: Tatsächlich mal eine Kooperation mit afrikanischen Staaten, um zu überlegen, wie man verhindern kann, dass derartig viele Schiffe überhaupt auf See kommen, weil: Je mehr auf See kommen, desto mehr ertrinken – sogar je mehr wir retten, desto mehr ertrinken. Das ist nämlich das Schlimme an der ganzen (Sache). Das heißt, man muss eine Kooperation mit vielen ...

(Louise Klamroth macht Zischgeräusche)

... mit vielen afrikanischen Staaten ...

Klamroth: ... da muss ich einmal ... aber da muss ich einmal kurz rein, weil sie sagen ... weil sie sagen, je mehr wir retten, desto mehr ...

Hohlmeier: ... ertrinken! Das ist das Schlimme.

Klamroth: Wie meinen Sie das?

Hohlmeier: Das hat mich damals entsetzt. Ich habe ja lange Jahre in dem Sektor im Europäischen Parlament gearbeitet und auch viele dieser sogenannten Gesetzes-Dossiers betreut, und wir bekamen dann, als zum Beispiel „Sophia“ gemacht wurde, also die ...

Klamroth: ... Rettungsmission ...

Hohlmeier: ... die jetzt auch wieder stattfinden soll. Und da bekamen wir anschließend Berichte, dass in dieser Zeit je mehr gerettet werden, desto mehr werden losgeschickt, und so schnell kommen die Schiffe zum Teil gar nicht hin ...

Klamroth: ... Frau Hohlmeier, vielleicht müssen wir das ...

Hohlmeier: ... da haben wir gar nicht die Kapazitäten, um dann alle zu retten ...

Klamroth: ... Ich kann verstehen, dass man das erstmal prinzipiell denkt ...

Hohlmeier: ... vielleicht darf ich das ...

Klamroth: ... nur es gibt ja auch Studien dazu, da muss ich dann vielleicht einmal ...

Hohlmeier: ... vielleicht darf ich das zu Ende führen ...

Klamroth: ... ich muss nur den Punkt einmal kurz ... damit die Zuschauer auch die Studienlage kennen. Neueste Studie der Hertie School, die sagt ganz klar, es gibt keine Verbindung zwischen lebensrettenden Aktionen im Meer und der Zahl der Migranten. Also, es ist kein sogenannter Pull-Faktor. Da kommen nicht mehr Migranten, weil man mehr Menschen rettet. Das ist die Studienlage ...

Hohlmeier: ... und zwei, drei andere Studien, die Anderes sagen. Aber darum geht es mir auch nicht ...

Klamroth: ... Die können wir gerne morgen im Faktencheck morgen Mittag ... laden wir das noch mal hoch ...

Der Kernsatz von Hohlmeier, der Klamroth so furchtbar zappelig machte, dass er ihn nicht stehen lassen wollte, war nun folgender:

„Je mehr auf See kommen, desto mehr ertrinken – sogar je mehr wir retten, desto mehr ertrinken.“

Dieser Satz triggerte Klamroth auch deshalb, weil die Bundesregierung, der er mit seiner Sendung brav folgt, eine Studie finanziert hat, die einen Pull-Faktor ausschließt und also die Quadratur des Kreises versucht.

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Der Ampel war deshalb unbedingt daran gelegen – das weiß auch Klamroth – , weil die Regierung mit Millionen Euro sogenannte „Seenotretter“ finanziert, welche von einer linksradikalen NGO des Ehemanns der Grünen Katrin Göring-Eckardt betrieben werden.

Die besagte Studie ist Teil eines größeren Forschungsprojektes am "Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung" (DeZIM) zur „Seenotrettung“. Das Projekt wird vom Bundesfamilienministerium gefördert. DeZIM ist eine Gründung des Ministeriums. Perfide hier auch, dass Klamroth nur den Co-Studienmacher „Hertie School“ erwähnt, wohlwissend, dass DeZIM keine unabhängige Institution ist. 6,8 Millionen Euro wurden bereits 2016 für das DeZIM vom Ministerium bereitgestellt.

Fast schon amüsant auch, wie Klamroth diese Studie als eine „Studienlage“ gegen die Auffassung von Monika Hohlmeier als unantastbares Heiligtum verkaufen will, wie sie ihm in den Kram passt.

Nehmen wir zu Gunsten Klamroths einmal an, er hätte nicht nur einen Aufgabenzettel der Bundesregierung oder irgendwelcher linksradikaler befreundeter NGOs abgearbeitet. Aber dann ist das, was Klamroth hier anbietet, doppelt dreckig. Dann hätte er wissen müssen, dass besagte Studie von DeZIM mit der Uni Potsdam und Hertie School hinlänglich als Schlechtleistung dechiffriert wurde. In aller Ausführlichkeit etwa vom promovierten Ökonom Kai Jäger, der bis Frühjahr 2023 assoziierter Professor (Senior Lecturer) für Politische Ökonomie am renommiertem King’s College London war.

Jägers umfangreiche Analyse dieser Studie ist geradezu vernichtend, wenn er befindet, dass das Modell, auf dem die Studie basiert, so konzipiert sei, „dass die politisch gewünschten Ergebnisse von vornherein feststanden“. Bei dieser Studie gehe es nicht mit rechten Dingen zu. Jäger hatte die Studie mehrfach in wissenschaftlichen Artikeln kritisiert (https://academic.oup.com/jogss/article-abstract/3/4/498/5061069 und https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/08913811.2016.1237704 ).

Wem diese wissenschaftliche Analyse immer noch nicht ausreicht, um zu erkennen, was Klamroth den Fernsehzuschauern da unterjubeln wollte, dem sagt der Fachmann aus der Praxis, was davon zu halten ist, wenn Heiko Teggatz, der Vorsitzende der Gewerkschaft der Bundespolizei, zur Studie twittert:

„Wer steckt denn hinter dieser Studie? Die Grünen? Das grüne Außenministerium? Oder die #NGO‘s selbst? Natürlich ist es ein #Pullfaktor, wenn Ich weiß, dass ich nach der #Seenotrettung nicht in den nächstgelegenen Hafen, sondern ins sichere Europa gebracht werde.“

Noch eine Stimme zum Pull-Faktor? Da bietet sich auf der Teggartz gegenüberliegenden Seite Gerald Knaus an, der Soros-finanzierte Gründer eines Thinktanks, der unter anderem für Angela Merkel den Türkei-Deal entwickelt hatte. Der sagte im August 2019 in einem Podcast mit Gabor Steingart , es gäbe einen „ganz klaren Effekt“, nämlich dass sich „mehr Menschen als je zuvor (...) in diese Boote gesetzt haben“, als sich herumsprach, dass Schiffe vor der Küste zur Abholung bereitstehen.

Auch erwähnenswert: Die Erzählung von Hohlmeier ebenso wie die von Klamroth hinsichtlich der Operation „Sophia“ ist falsch. Bei der Marine-Operation handelte es sich ursprünglich mitnichten um eine „Seenotrettungsaktion“, sondern um eine multinationale militärische Krisenbewältigungsoperation der Europäischen Union mit dem klaren Auftrag einer Bekämpfung des Menschenschmuggels, der Menschenhandelsnetze und der Bekämpfung von Schleusern und deren Infrastruktur im südlichen zentralen Mittelmeer zwischen einerseits der italienischen und andererseits der tunesischen und libyschen Küste.

Jetzt fehlt hier noch der angekündigte Faktencheck von „hart aber fair“. Und da muss man sich einmal mehr wundern, dass die Redaktion tatsächlich glaubt, dass sie 2023 mit so einem schlecht verpackten Geschenk an die Bundesregierung und an ihre linksradikalen Vorfeldorganisationen immer noch meint, die Leser vorführen zu können, als seien sie denkarme Deppen.

Auf der „hart aber fair“-Seite des WDR steht nämlich heute geschrieben (dort findet sich auch ein kurzer Video-Ausschnitt), Monika Hohlmeier vermittle den Eindruck, „Seenotrettung sei ein so genannter ,Pull-Faktor', der Flüchtlingen Anreize biete, sich auf den gefährlichen Weg über das Mittelmeer in Richtung Europa aufzumachen, da die Überfahrt durch die Präsenz von Rettungsschiffen weniger gefährlich sei.“

Dafür gebe es aber keine Belege, behauptet der Faktenfinder. Dafür existiere besagte Studie, welche doch belege, dass es keinen Pull-Faktor gebe. Es ist dünn, es ist doof, es ist eine Beleidigung des gesunden Menschenverstandes.

Fazit: Monika Hohlmeier hat vollkommen zu Recht auf einen Pull-Faktor hingewiesen, den Louis Klamroth mit einer Sofortintervention als Fake News hinstellte, indem er einmal mehr seine Moderatorenrolle verließ und sich als Aktivist zu erkennen gab.

Aber was ihm in der Sendung nicht gelang, konnte auch sein Faktencheck nicht richten. Der Begriff „Pull-Faktor-Leugner“ wäre hier wohl eine zutreffende Einordnung für den Moderator dieser unverbesserlichen, öffentlich-rechtlichen Propagandashow. Aber nur dann, wenn einem noch ein Begriff fehlt.

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