Der 7-Oktober-Terror und der Gaza-Krieg sind keine Musical-Vorlagen

Der Jude soll nicht mitsingen: Die Heuchelei der Boykotteure

von Alexander Wallasch (Kommentare: 3)

ESC 2025© Quelle: Youtube/Eurovision Song Contest, Screenshot

Willkommen in der Welt der selbsternannten Hüter der Moral, die sich weigern, ein Musik- oder Sportevent zu besuchen, sobald ein Israeli auftaucht – sei es als Sänger, Sportler oder bloßer Zuschauer. Wie heldenhaft!

Da hocken sie in ihren Social-Media-Blasen, scrollen durch ihre Feeds und fühlen sich wie die Robin Hoods der Gerechtigkeit, weil sie nicht hingegangen sind. Was bleibt, ist ein Cocktail aus Heuchelei, Ignoranz und intellektueller Faulheit, so schal wie der billige Glitzer, den der Eurovision Song Contest (ESC) Jahr für Jahr über Europa kippt.

Spanien, Irland, die Niederlande, Slowenien und Island drohen für 2026 mit einem Boykott, falls Israel mitmischt. Sie boykottieren eine Veranstaltung, die ohnehin schon die unterste Schublade der Unterhaltungsmusik ist – eine Lachnummer, die für viele eher ein Meme als ein musikalisches Highlight darstellt.

Selbst Fans geben zu, dass der Wettbewerb oft mehr mit politischem Voting und exzentrischen Performances als mit musikalischer Tiefe punktet. Wer boykottiert da also was? Eine Show, die schon lange ihren Zenit überschritten hat und für viele nur noch ein ironischer Party-Anlass für die Boomer innerhalb der  Gay-Community ist?

Spaniens Kulturminister Ernest Urtasun nennt Israels Teilnahme „untragbar“. „Wenn es uns nicht gelingt, Israel auszuschließen, sollte Spanien nicht teilnehmen.“ Bereits im Mai hatte Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez aufgrund der anhaltenden Kritik am israelischen Militäreinsatz im Gazastreifen einen Ausschluss Israels vom ESC gefordert.

Untragbar ist allerdings, dass der ESC 2025 in Basel über 166 Millionen Zuschauer mit zu Tode produzierten Balladen und Pyro-Effekten sedierte, während echte Musiker in kleinen Clubs ums Überleben kämpfen.

Also warum dieser selektive Furor? Israel ist der Bösewicht. Bei Israel wird die rote Linie gezogen. Das ist kein Aktivismus, das ist ein Social-Media-Trend, so originell wie ein TikTok-Tanz. Wenn dieser Boykott wirklich um Prinzipien ginge, könnte man keine Bühne mehr betreten, weil die halbe Welt disqualifiziert wäre.

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Stattdessen wird der Staat der Juden herausgepickt: Es ist einfach, es bringt Klicks, und es erspart die Mühe, weiterzudenken. Die Schreihälse, die Juden wieder aussperren wollen, machen sich an anderer Stelle schon für die nächste Waffenlieferung in die Ukraine stark und verfluchen jeden, der auch nur das Wort „Diplomatie“ flüstert.

Was war da los auf der „Vuelta a España 2025“? Pro-palästinensische Proteste brachen die letzte Etappe ab, weil das Israel-Premier-Tech-Team mitfuhr. Weil nichts die Welt mehr rettet, als Radfahrer zu stören? Wer soll mit diesem fiesen Boykott getroffen werden? Die israelische Regierung?

Nein, hier werden die Künstler und Athleten getroffen – nicht selten Israelis, die auch ihre eigene Meinung zum Gaza-Krieg haben. Dieser Boykott isoliert nicht die Herrschenden, er knebelt die Kreativen.

Intellektuell ist das so flach wie der Sound der ESC-Kapelle. Israel ist kein Monolith – es gibt Israelis, die für Frieden kämpfen, die Siedlungen ablehnen, die palästinensische Künstler unterstützen. Aber selbst, wenn sie den Kurs der Regierung unterstützen – wer will hier welchen Gesinnungstest durchführen?

Gibt es 2025 wieder gute und schlechte Juden? Für die Schreihälse sind alle schuldig, eine kollektive Strafe, die nach genau der Diskriminierung stinkt, die man angeblich bekämpft.

Frankreich will Palästina anerkennen: Werden also bald auch palästinensische Künstler teilnehmen? Vielleicht mit Künstlern mit palästinensischen Wurzeln aus der „Diaspora“? Die dann die Karte Israels als Kettenanhänger am Hals tragen, aber etwas ganz anderes ausdrücken wollen als ihre Liebe zu diesem Staat? So ein Boykott ändert nichts. Er will nur Likes sammeln. Ein Kommentar in den sozialen Medien trifft es perfekt: „Israel hat den ESC nie politisiert – ihr Boykotteure habt das getan.“

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer kritisierte die Forderungen übrigens scharf. Gegenüber ZDFheute sagte er: „Die wiederholten Versuche, israelische Künstlerinnen und Künstler von Veranstaltungen wie dem ESC auszugrenzen, sind absolut inakzeptabel.“ Boykottaufrufe würden nicht nur den Raum für Dialog verhindern, „sondern auch den für menschliches Miteinander“.

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