Diese Kakophonie ist aber vor allem eines: systemimmanent und absolut erwartbar

Deutscher Hyänenjournalismus

von Alexander Wallasch (Kommentare: 9)

Das, was wir gerade zwischen Mathias Döpfner, Julian Reichelt und Benjamin von Stuckrad-Barre erleben, ist die Supernova einer szenetypischen Selbstverdauung ohne Rücksicht auf Verluste.© Quelle: Pixabay / Polo67

Ich hätte nicht gedacht, dass ich das einmal inbrünstig und mit Überzeugung sagen würde: Gottseidank wurde ich beruflich in der Werbebranche sozialisiert und nicht unter Journalisten.

Und sozialisiert meint hier vor allem, eben nicht jahrelang in finanzieller Abhängigkeit gegenüber einer Zeitung gestanden zu haben und sich entsprechend den Gepflogenheiten zu unterwerfen.

Ich habe noch in keiner Branche – und ich habe einige erlebt – so viele linkische, hinterhältige, hinterfotzige, stutenbissige (inklusive bei Personen mit XY-Chromosomen!) und verlogene Menschen kennengelernt wie unter Journalisten.

Ich war viele Jahre Gastronom einer Reihe von Szene-Lokalen zwischen Kunst- und Rotlichtviertel. Dort herrscht bisweilen ein rauer Ton, auch hier konnte es vorkommen, dass man sich gegenseitig schlecht behandelte, insbesondere diese vielbeschworene Ehre unter Rotlichtgrößen wird oft viel zu hoch aufgehängt. Aber diese Scharmützel sind nichts gegen Verhaltensweisen etablierter Schreibtischtäter.

Nicht umsonst sollen überproportional viele etablierte Journalisten auch sehr aktive Wikipedia-Autoren sein. Aber nicht etwa, um mal einem Kollegen mit ein paar netten Zeilen auszuhelfen. Sondern mutmaßlich viel öfter, um eine zuletzt ertragene Demütigung mit einer Diffamierungsretourkutsche zu ahnden. Journalisten arbeiten im Infight am liebsten von hinten durch das Auge.

Das, was wir gerade erleben zwischen Mathias Döpfner, Julian Reichelt und Benjamin von Stuckrad-Barre (war lange bei der „Welt") ist die Supernova dieser szenetypischen Selbstverdauung ohne Rücksicht auf Verluste.

Auffällig auch dieses häufige Schattenboxen, nichts wird mehr für ernst genommen. Wenn beispielsweise der damalige Spiegel-Kolumnist Georg Diez auf den Autor Christian Kracht losgeht und ihm den Nazimantel umhängt, dann ist es exakt, was Krachts Buch benötigt, um Relevanz zu bekommen, Debatten auszulösen und Verkaufszahlen zu genieren.

Das heißt, diese Leute haben ihre weibischen Zänkereien, das Spucken und Haareziehen im Arbeitsalltag so verinnerlicht, dass sie auch ohne Wut im Bauch in der Lage sind, so eine Szene vorzuspielen. Eine Win-Win-Situation unter Journalisten-Hyänen.

In kaum einer anderen Branche gibt es ein so kontaminiertes mafiöses Geflecht aus Gefälligkeiten. Sie beißen und kratzen sich blutig und können doch nicht voneinander lassen. Zudem wird alles und nichts in den sozialen Netzwerken noch ein zweites Mal aufgekocht.

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Natürlich gibt es Ausnahmen, aber die erkennt auch der Laie sofort. Die Meute erkennt man oft schon am falschen Lachen des Einzelnen. Diese emotionale Verkümmerung ist nicht selten besonders auffällig. Nichts ist hier schlimmer als ein übertriebenes Lob aus dem Mund des anderen, denn es ist dunklen Wolken gleich Indiz dafür, dass man ab jetzt aufpassen muss, weil man auf dem Radar des anderen aufgetaucht ist.

Die Verkommenheit der Branche wird noch dadurch befeuert, dass die Verdienst- und Honorarmöglichkeiten gegenüber anderen Branchen ein besonders großes Gefälle aufweisen. Wenige Festangestellte verdienen auffällig gut, der Rest der Meute weniger als ein Dachdeckergeselle und an guten Tagen etwas mehr als die Verkäuferin von Lidl, wenn er nicht gerade mal wieder ein paar Monate aufstocken muss.

Solche üblen Gewächse wie Jan Böhmermann sind nur die Spitze des Eisbergs. Böhmermann, der sich nicht wehrt, auch mal Journalist genannt zu werden, zieht gewohnheitsmäßig einen Schweif weiterer Dreckschleudern hinter sich her, die sich in seinem Schlagschatten aus der Deckung trauen und von den Lefzen auflecken, was der Vorturner abspeichelt,

Alles von Wert ist hier über Bord gegangen, Werte sind Verpflichtungen und Verpflichtungen werden als Ballast empfunden. Wer in diesem Beritt etwas von journalistischer Ethik oder Berufsethos faselt, der führt todsicher etwas im Schilde. Vor dem muss man sich womöglich besonders vorsehen.

Und in so einem verschlammten Biotop gedeihen dann die größten Giftpflanzen besonders stattlich.

Es wird immer von regierungsnahen Medien gesprochen, aber auch das kann mittlerweile bezweifelt werden. Es sind mediennahe Regierungen. Die Medien haben sich mit den Nichtregierungsorganisationen (NGOs) verbündet und die Politik hat diese Macht erkannt.

Gab es früher Journalisten mit Parteibuch, sind sie heute Mitglieder oder Förderer von NGOs. Zeigte der Journalist damals sein Parteibuch, um entlang seines Berufsethos erkennbar zu bleiben, bleiben die Ideologien heute gedeckelt und kommen im Gewand eines konstruktiven Journalismus durchs Haupttor eingefahren.

Der Streit zwischen Döpfner, Reichelt und Stuckrad-Barre mag ein besonders schrilles Ereignis sein, obendrein ein Politikum, das auch international für Aufmerksamkeit sorgt bzw. von außerhalb mit inszeniert wurde. Aber diese Kakophonie ist vor allem eines: systemimmanent und absolut erwartbar.

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