Der Noch-Kulturstaatsminister Wolfram Weimer ist erwiesenermaßen Hochstapler, persönlich verantwortlich für massive Urheberrechtsverletzungen, aber weiter im Amt.
Zuletzt hatte sich Plagiatsjäger Dr. Stefan Weber mit Weimers angeblich selbstverfassten Büchern beschäftigt und schon bald erwartungsgemäß herausgefunden, dass sich Weimer auch hier mit fremden Federn schmückt. Die Vorwürfe summieren sich Richtung Unendlichkeit.
Offenbar um hier gegenzusteuern, hat sich Weimer jetzt den Alt-Barden Herbert Grönemeyer aufs Dach des Kanzleramtes eingeladen, um mit diesem ausgerechnet über unfaire bzw. fehlende Urheberrechte und schlecht zahlende Streamingdienste zu echauffieren.
Der Gründer und Betreiber des unter Korruptionsverdacht stehenden „Ludwig Erhard Gipfel“ nannte sein Treffen mit Grönemeyer dann auch noch „Gipfel der Musikschaffenden“. Vor den Mikrofonen stellte der 69-jährige Grönemeyer anschließend folgende Behauptungen auf:
„Wer die meisten Klicks hat, hat gewonnen. Diese Klicks lassen sich im Darknet kaufen.“ Das begünstige Geldwäsche. „Ich nehme mein Schwarzgeld, kaufe meinem Künstler Klicks im Darknet. Der wird zum Star, der wird angeklickt – und ich kriege offiziell das Geld wieder zurück.“ Geldwäsche über Musikstreaming.
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Schwarzgeld rein, Klicks kaufen, Star raus, sauberes Geld zurück? Klingt wie ein Thriller. Ist aber keiner. Es ist ein Gerücht mit Megafon. Musikstreaming, so wie es zurzeit laufe, halte er für ein „System für Doofe“, so Grönemeyer.
Klar kann man Streaming kritisieren. Aber man sollte sich dabei entlang der Fakten bewegen. Noch einmal mehr in Gegenwart des Faktenverdrehers Wolfram Weimer, ansonsten gerät man schnell in dessen Fahrwasser. Natürlich: Algorithmen verstärken Erfolge, Reichweite schlägt Relevanz, und die Ausschüttungen sind ein Witz. Alles richtig.
Aber Grönemeyer verlässt an der entscheidenden Stelle den Boden der Realität – und ersetzt Belege durch Bauchgefühl. Grönemeyer weimert sich einen zurecht. Für systematischen Klickkauf im relevanten Stil gibt es nämlich keinerlei valide Belege. Keine unabhängigen Studien, keine belastbaren Zahlen, schon gar keine Ermittlungsakten, die zeigen würden: Hey, Charts werden massenhaft manipuliert.
Keine Frage, Fake-Streams existieren. Aber ja, Plattformen löschen sie. Das ist etwas anderes als zu behaupten, Stars würden sich regelmäßig im Darknet „hochwaschen“. Besonders geweimert ist Grönemeyers Geldwäsche-These. Streaming ist dafür mehr als nur ungeeignet: winzige Auszahlungen pro Stream, auffällige Datenmuster, hohes Entdeckungsrisiko. Wer Geld waschen will, sucht Skalierbarkeit und Ruhe – nicht Millionen digitaler Spuren.
Grönemeyers Modell ist ökonomisch unsinnig. Und was ökonomisch unsinnig ist, ist meist auch empirisch falsch. So wird auf dem Dach des Kanzleramtes aus berechtigter Systemkritik eine Anklage ohne Akten. Aus Analyse wird Andeutung. Und aus einem Sänger ein Kronzeuge der eigenen Vermutung.
Damit wird die Debatte um Streamingdienste entwertet. Wer eine große Schnauze hat, ohne sie zu belegen, hilft weder den Künstlern noch dem Publikum. Schreihals Grönemeyer ist hier ganz nah bei Wolfram Weimer. Man teilt eine linke Agenda, man stützt sich gegenseitig, dafür verspricht Weimer Einfluss – dieses Mal ganz konkret.
Am Ende bleibt ein Satz, der mehr über den Sprecher verrät als über das System: „System für Doofe.“ Polemik ersetzt keine Evidenz. Und Verdacht ist kein Argument. Man kann Streaming hassen – aber man sollte dabei nicht dummschwätzen wie Grönemeyer.
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Kommentar von Micha
Also das mit den gekauften Klicks und den gekauften Followern ist aber schon seit einigen Jahren bekannt.
Aber man muss da gar nicht ins Darknet. Die kann man aganz offen in China kaufen. Ist nicht mal teuer.
Fragen Sie mal Hadmut Danisch, der hat mehrfach geschrieben, dass ihm das angeboten wurde. Aktuell bekommt er Angebote, dass er Geld bekommt, wenn eine KI Artikel in seinem Stil, aber zum Thema des Auftraggebers schreibt und bei ihm unter seinem Namen unterbringen darf. Da muss man bei Danisch nicht raten, dass das Artikel zugunsten der rot-grün-linken Woken sein würden.