Ganz dicht am Pulsschlag der Spaltung

Eine Hetzerei von Olaf Sundermeyer oder der Totalitarismus eines Irrtums mit Glatze

von Alexander Wallasch (Kommentare: 16)

Sundermeyer verdurstet an der Titte rechter Randale. Keine schwarz-weiß-roten Fahnen, keine Milch und kein Manna.© Quelle: Screenshot Stream "Aktivist Man"

Der Reporter OIaf Sundermeyer ist schon länger als selbsternannter Extremismusjäger auf oppositionellen Demonstrationen unterwegs. Problem: Seine Beobachtungen decken sich immer weniger mit dem tatsächlichen Geschehen. Eine Pathologie des Irrtums.

Immerhin, so schlampig, wie der für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk (RBB) als rasender Reporter für die Redaktion „Investigatives und Hintergrund“ arbeitende Olaf Sundermeyer im Umgang mit Fakten ist, so lässig geht er auch mit seiner eigenen Vita um.

In seiner Selbstdarstellung schreibt er nämlich über seine Wehrdienstzeit als Pionier in Schleswig, das sei alles nur ein „Irrtum Bundeswehr“ gewesen. Demgegenüber ist nichts darüber bekannt, wie sehr es die Bundeswehr damals bedauerte, Sundermeyer eine Pritsche angeboten zu haben.

Der Ex-Kneipenwirt Sundermeyer stand nach Selbstauskunft fünf Jahre am Zapfhahn, hat eine Weile in den USA als Tourguide gegammelt und sich dann ein nettes Gehalt im Büro einer Bundestagsabgeordneten eingeschenkt.

Sein „Lebensmittelpunkt“ sei Berlin, so Olaf Sundermeyer. Irgendwann bekam der Reporter mal den deutsch-polnischen Journalistenpreis. In der guten alten Heimat hat er sich längst den zweifelhaften Ruf einer Speerspitze einer ganzen Reihe von Diffamierungskampagnen verdient.

Immer wenn es darum geht, gruppenspezifische Hetze zu betreiben, wird Olaf Sundermeyer als „Experte“ aus dem Hut gezaubert. Höflich ausgedrückt: Niemand kann einem Sender verbieten, jemanden, der sich länger mit einem Thema befasst hat, als „Experten“ zu bezeichnen.

Nein, jemand muss sich nicht einmal länger mit etwas beschäftigt haben, Experte darf sich auch nennen, wer sich nur oft genug zu einem Thema geäußert hat. Die inhaltliche Qualität spielt dabei weniger eine Rolle, als der bloße Wille, einer etablierten These zu folgen und die herrschende woke Ideologie nicht in Frage zu stellen.

Olaf Sundermeyer wird meistens als „Rechtsextremismus-Experte“ vorgestellt. Im August 2021 kam es zu einer kuriosen Szene, als Sundermeyer sich von ebenfalls anwesenden Journalisten auf einer Demonstration eine peinliche Befragung zu seinen hetzerischen Auftritten gefallen lassen musste und so verbal bedrängt wurde, dass er die Polizei zur Hilfe rief: „Hallo, helfen Sie mir bitte.“

Aber die Polizei sah zunächst gar keinen Anlass zu helfen, auch nicht als Sundermeyer alle Register zog: „Mein Name ist Olaf Sundermeyer!“ Interessierte die Polizisten gar nicht. Genauso hätte Sundermeyer rufen können: Ich heiße Michael Jackson ... oder Lady Di. Ein Polizist packte den Empörten stattdessen am Ärmel mit der bestimmenden Aufforderung: „Gehen Sie auf den Gehweg!“ Eine dunkle Stunde für Olaf S.

Dann aber muss doch noch jemand den Beamten gesteckt haben, was für ein dicker Fisch da bei ihnen vorstellig wurde und die Beamten baten die fragenden Reporter, Sundermeyer nicht weiter zu behelligen. In seiner Vita spricht Sundermeyer also vom „Irrtum Bundeswehr“. Aufrichtiger wäre es sicher gewesen, heute von einem „Irrtum Journalismus“ zu sprechen, das hetzerische Expertentum abzulegen und doch wieder „Tourguide USA“ oder Kneipe zu machen.

Warum? Weil Olaf Sundermeyer zunehmend den Eindruck vermittelt, der Mann stecke in einer Zwickmühle, die man vereinfacht vielleicht so beschrieben könnte: Keine Nazis, kein Geld. Sundermeyer hängt an der Titte rechter Randale. Keine schwarz-weiß-roten Fahnen, keine Milch und kein Manna.

Sundermeyer kam also am Samstag mit Durst auf die Friedensdemo von Sahra Wagenknecht. Und auch hier begann schnell wieder das Spießrutenlaufen quer durch die Kollegen, die ihn wieder mit der Kamera verfolgten und fragten, wen er denn dieses Mal wieder zu Nazis umetikettieren wolle. Keine Antwort. Jedenfalls keine in die Mikrofone der Live-Streamer, die den öffentlich-rechtlichen Hass-und-Hetze-Spezialisten auf seiner listigen Pirsch ertappt hatten.

Die Antwort reichte Olaf Sundermeyer nach. Er schrieb dem RBB seine Erlebnisse vom missvergnüglich erfolglosen Aufenthalt auf der Wagenknecht-Demo ins Auftragsbüchlein: Ein kurzer Kommentar, der in seiner Boshaftigkeit und Verdrehtheit mutmaßlich keine Wünsche des Senders mehr offen ließ. Hier müssten Psychologen beantworten, wie so eine Verzerrung überhaupt möglich ist. Aber die Frage, ob Sundermeyer selbst an Sundermeyer glaubt, ist eine Fragestellung, die für die Bewertung des Gesagten keine Relevanz hat.

Also Vorhang auf für die aktuelle Vorstellung dieses ÖR-Experten für Hass und Hetze. Seinen Beitrag für den RBB nennt Sundermeyer eine „Analyse“ und titelt „Die Querfront steht“. Man ahnt gleich, dass das seine Arbeitsthese war, mit der er mit Parka und Rucksack auf die Straße geschickt wurde, aber dann wäre er mit leeren Händen nach Hause gekommen.

Sundermeyer schickt seiner kleinen Hetzerei eine Einordnung voraus, damit im weiteren Verlauf bloß keine Zweifel aufkommen: Wagenknecht wären auch viele gefolgt, „die während der Pandemie zu den Corona-Demonstrationen nach Berlin gekommen waren. Die sich als Montags-Spaziergänger im vergangenen, angekündigten ,heißen Herbst' in der ostdeutschen Provinz versammelten. Reichsbürger, AfD-Anhänger, das organisierte Jungvolk der in Teilen rechtsextremen Partei, Reichstagsstürmer und Streamer der alternativen Medien.“

Er muss sie alle persönlich wiedererkannt haben. Sundermeyer ledert ab: Die Kollegen, die ihn so ungeniert mit Fragen bedrängt hatten, kommen zur Strafe auch mit ins Tintenfass. Olaf Sundermeyer betrachtet so einen RBB-Kommentar offensichtlich als Machtinstrument und ist gewillt loszulegen, wenn er die Kreide in die Hand gedrückt bekommt, um Namen an den öffentlich-rechtlichen Schandpfahl zu schreiben. Das Böse hat einen Namen: „Reichsbürger“ und jetzt neu dazu: „Streamer der alternativen Medien“.

Weil diese blöden Streamer ihn wiederholt mit ihrer Penetranz so geärgert haben, legt Olaf gleich noch eine Schippe drauf, seine Verfolger seien „(s)tändige Beobachter des Protest-Geschehens, von dem die Republik seit Pegida erfasst ist“, er traf dort „auf viele bekannte Gesichter“.

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Dass Sundermeyer himself Teil der Karawane ist, kommt ihm erst gar nicht in den Sinn: Hier die Legitimation per ÖR-Ritterschlag, dort der Abschaum der jeden Pups filmenden Telegram-Journalisten.

Sundermeyer weiß, wie gefährlich das ist, wenn man auf Schritt und Tritt (!) beobachtet wird. Sein DJV-Kollege aus Thüringen wurde von so einem Streamer abgefilmt, als er in Wildwest-Manier Hilfssheriff spielte, einem vor der Polizei flüchtenden Demonstranten brutal in die Seite sprang und dabei in Weimar an Auftritte ziviler Stasi-Mitarbeiter der Vorwendezeit erinnerte.

Olaf Sundermeyer auf der Suche nach dem ultimativen Bösen. Anhänger der Linken wären „vor allem“ da gewesen. Aber dazu auch „zahlreiche Russland- und Putin-Versteher“. Nun ist der Wunsch, Putin zu verstehen doch eigentlich aktuell erste Aufgabe des Journalismus. Denn wer hier erfolgreich ist, hätte womöglich ein Rezept parat, wie dieser grausame Krieg endlich zu beenden wäre.

Aber solche Wortklaubereien sind nichts für Olaf Sundermeyer. Der schaut mit seiner gruppenspezifischen Menschenfeindlichkeit auf ältere Mitbürger: Er hat nicht nur in Alice Schwarzer eine verdächtige ältere Dame identifiziert, vor dem Podium wären „zahlreiche lebensältere, von je her friedenbewegte Menschen aus der westdeutschen Friedensbewegung der 1980er Jahre“ versammelt gewesen.

Bei Sundermeyer klingt „von je her friedenbewegt“ jetzt wie Ausschlag oder schlimme Krätze. Diese Alten wären unbelehrbar, ihr „Protest hat sich damals schon zuvorderst gegen den Westen gerichtet, gegen die USA – nicht gegen den kommunistischen Kreml. Heute ist der Antiamerikanismus die Klammer, die sie alle verbindet."

Das ist schon deswegen amüsant, weil Sundermeyer sich hier heillos verheddert und ungewollt das große Dilemma der grünen Kriegspolitik angesprochen hat: Der deutsche Antiamerikanismus stammt nicht aus der Zeit der Elvis-Platten und der halbstarken James-Dean-Verehrer, sondern er hatte seine Geburtsstunde bei den 68ern mit so Sternstunden wie dem Vietnamkongress am 17./18. Februar 1968 im Auditorium Maximum der TU Berlin. Eine Veranstaltung, die gleichermaßen Kick-Off für die Rote Armee Fraktion und den Marsch durch die Institutionen war, zuletzt angekommen bei der Ampelregierung und ihrem woken ÖR-TV-Terror.

Komisch wird es auch. Insbesondere dort, wo Sundermeyer schlaumeyern will, aber stattdessen nur verwirrt wirkt:

„Sie alle fühlten sich eingeladen, weil eben niemand ausgeladen worden war. Dem ehernen Gesetz von Protestbewegungen folgend, die existentiell niemals von außen bedroht sind (Im Gegenteil: Druck von außen macht sie stärker).“

Der Schlusssatz von Olaf Sundermeyer beschreibt das ganze Drama und die innere Zerrissenheit eines journalistischem Irrtums, wenn Sundermeyer über Wagenknecht schreibt:

„Sie versammelt diejenigen Menschen hinter sich, die zu den großen gesellschaftlichen Themen unserer Zeit eine andere Meinung haben als die Mehrheit. Zu Corona, Flüchtlingen, der Rolle Russlands in Europa.“

Ja, sie haben eine andere Meinung als die Mehrheit. Aber ja, sie werden damit zum positiven Lackmustest der Demokratie. Und sie sind damit besonders schützenswert durch die Vierte Gewalt, deren Aufgabe ja darin besteht, der idealerweise von einer Mehrheit gewählten Regierung auf die Finger zu klopfen. Olaf Sundermeyer im Dilemma: Der regierungsnahe Sender will eine Stärkung der Corona-Politik der Bundesregierung, eine Stärkung der Zuwanderungspolitik und eine Stärkung der Kriegspolitik. Und der treue Olaf S. will ja nur den Job.

Und Sundermeyer liefert, was nicht vorgekommen ist: Er framt nachdenkliche Bürger, er stützt Narrative, die von Hass und Hetze gespeist werden und er schreibt so unsinnige Sätze, wie diesen hier: „Sahra Wagenknecht vereint Menschen zu einer radikalen links-rechts Allianz, die bei großen Themen gegen den Strom schwimmt.“

Wer hingegen mit dem Strom schwimmt, ist kein Nazi, kein Extremist. Der Journalist als Totengräber des Widerspruchs. Oder: Der Totalitarismus eines Irrtums mit Glatze.

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