Seiner Auffassung nach hat Naidoo das Tischtuch zerschnitten. Es gäbe kein Zurück. Einmal setzten sich prominente Stimmen öffentlich für ihn ein, sogar mit großen Solidaritäts-Zeitungsanzeigen, aber dann schlug Naidoo die ausgestreckte Hand einfach weg.
Nachdem alexander-wallasch.de den Abbitte-Auftritt des Musikers veröffentlichte, erreichte uns auch viel Häme gegen Xavier Naidoo, die kurze und knappe Bemerkung, der Sänger sei ein „Lappen“ ist da noch die höflichste Art der Zuweisung.
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Stark vertreten ist hier auch die These, dass Naidoo „umgedreht“ wurde, also sein Video alles andere als von Freiwilligkeit geprägt war. Per Twitter schreibt jemand:
„Ich mag falsch liegen, aber allein die Verwendung des Begriffs „Verschwörungserzählungen“ lässt mich vermuten, dass er diese Abbitte nicht freiwillig leistet.“
Und eine Userin fragt: „Gehört Xavier Naidoo nun zum Team Lauterbach und lässt sich impfen?“ Das ist schon deshalb interessant, weil hier zwei Dinge zusammengeführt werden, die im Video gar nicht thematisiert wurden.
Ich frage es mich gerade wirklich: Wofür stand Xavier Naidoo in einer Zeit, von der er jetzt nichts mehr wissen will? Was war seine Haltung, was sein Grundrauschen? War Naidoo eher der Anti-Corona-Maßnahmenkritiker oder war er etwa auf der Suche nach einer deutschen Souveränität?
Die im Folgenden versammelten Stimmen haben sich bereits öffentlich zum Video von Xavier Naidoo geäußert. Bitte ergänzen Sie gerne weitere prominente Stimmen in den Kommentaren.
Ich beginne mit dem prominenten Erfolgsanwalt und Autor Ralf Höcker, der sich vor einigen Stunden via Facebook zum Fall Xavier Naidoo meldete und unter anderem den Begriff „Cancel Culture“ in die noch junge Debatte einführte und mit der Forderung verband: „Lasst ihn einfach singen“.
Hier der Beitrag von Ralf Höcker:
„Lasst ihn einfach singen! Xavier Naidoo und die Cancel Culture
Dass Xavier Naidoo verstörend dämlichen Mist von sich gegeben hat, habe ich hier immer wieder geschrieben. Nicht minder verstörend finde ich sein „Ich-bereue-Video“ und dass es überhaupt nötig ist. Ich will solche erzwungenen Selbstbezichtigungen nicht sehen. Cancel Culture ist falsch. (Fast) niemand sollte öffentlich (vermeintliche) Buße für irgendwelchen Irrsinn tun müssen, den er mal erzählt hat. Man sollte jedenfalls im Grundsatz auch Spinner und sogar Extremisten einfach ihre Arbeit machen lassen, anstatt sie beruflich und gesellschaftlich völlig zu isolieren. Wer viel Zeit, keine Arbeit und auch sonst nichts mehr zu verlieren hat, wird dadurch alles andere als ungefährlicher.
Ein Nazi, der am Fließband Autos zusammenbaut, ein Corona-Leugner, der auf der Bühne harmlose Schlager singt oder ein Islamist, der im OP Hirntumore herausschneidet, ist wenigstens runter von der Straße und macht sich nützlich. Ob er irgendwelche verschwörungstheoretischen oder extremistischen Vorstellungen hat, ist solange egal, wie er bei der Arbeit dadurch keinen Schaden anrichtet. Natürlich gibt es Grenzen. Extremistische Staatsfeinde sollten nicht als Lehrer oder Polizisten arbeiten. Und natürlich sollte niemand antisemitische Lieder singen dürfen. Aber man bekämpft Verschwörungstheorien nicht, indem man im Radio keine alten Xavier-Naidoo-Hits mehr spielt, die inhaltlich so anspruchslos wie ungefährlich sind. Lasst ihn einfach singen!“
Die Tagesschau erinnert in dem Zusammenhang daran, dass Naidoo „Antisemit“ genannt werden darf: „Im Dezember 2021 urteilte das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe, dass er als Antisemit verzeichnet werden darf.“
Queer.de, ein LGBTI-Onlinemagazin, meldete sich ebenfalls zu Wort und befand schon in der Schlagzeile zum Naidoo-Video: „Das Entschuldigungsvideo von Xavier Naidoo reicht nicht“. Weiter heißt es da:
„Andererseits ist das einigermaßen wenig dafür, dass Naidoo seit vielen Jahren auf Tonträgern und Bühnen sowie abseits davon kaum eine Form von Menschenfeindlichkeit und Bullshit ausgelassen und jede Kritik an sich abperlen lassen hat.“
Queer.de erspart es den Naidoo-Fans nicht, daran zu erinnern, dass der Sänger im Februar 2021 via Telegram den NS-Ideologen Alfred Rosenberg zu Wort kommen ließ, der sich über die einflussreiche antisemitische Fälschung „Die Protokolle der Weisen von Zion“ ausließ. Kommentar von Xavier Naidoo, so berichtet es Queer.de, war damals: „Ihr sucht die Wahrheit? Hier bekommt ihr sie. Ungefiltert und unzensiert. Vincit Omnia Veritas! ["Die Wahrheit besiegt alles", Anm.]"
Eine Mannheimer Online-Zeitung erinnert an einen Song von Xavier Naidoo, welchen der Sänger und Produzent auf dem Höhepunkt der Anti-Corona-Maßnahmen-Proteste Ende 2020 veröffentlicht hatte und der sich mit den Lockdowns beschäftigt. Sein Song „WohnHAFT in Deutschland“ erinnert noch einmal an die musikalische Brillanz des erfolgreichen Sängers.
Der Text an sich verweist auf den regierungskritischen Corona-Maßnahmen-Gegner Xavier Naidoo:
„Meine Nachbarn sind wie bescheuert, haben Angst vor Virensteuer, behandeln Kinder wie Ungeheuer, weil die Merkel dies beteuert.“
Aber wer wirklich begreifen möchte, wohin sich Xavier Naidoos Weltbild entwickelt hat und wovon er sich jetzt distanziert, dem muss man folgendes Interview ans Herz legen, welches der Sänger Mitte 2021 gab. Und hier darf man sich fragen, ob es sich bei diesem Gespräch etwa um einen verabredeten Ulk zum 1. April handelt oder ob Xavier Naidoo hier tatsächlich meint, was er so ernsthaft in Sachen „Flache Erde“ in die Kamera berichtet.
Xavier Naidoo auf YouTube: Die Erde ist flach
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