Abgesetzte Moderatorin sieht sich als Opfer von "Cancel Culture" beim ÖR

Jetzt spricht Julia Ruhs: Fassungslosigkeit und Enttäuschung über "Armutszeugnis" des NDR

von Alexander Wallasch (Kommentare: 5)

Das war einmal – Ruhs wurde abgesetzt© Quelle: ARD-Mediathek "Klar", Screenshot

Der NDR setzt Moderatorin Julia Ruhs ab – ein Zeichen für den Machtkampf im öffentlich-rechtlichen Rundfunk? Während Ruhs von Cancel Culture spricht und einen Konflikt zwischen NDR und BR andeutet, zeigt die Entscheidung: Der erhoffte Politikwechsel bleibt aus, und die Hardliner behalten die Oberhand.

Gestern hatten wir kurz berichtet, dass der NDR die 31-jährige Julia Ruhs als Moderatorin der Sendung „Klar“ abgesetzt hat.

Deutlich erkennbar an der Entscheidung war zunächst, dass die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten offenbar die Wirkung ihrer Entscheidung, Frau Ruhs kritischer als sonst zulässig berichten zu lassen, komplett unterschätzt hatten.

Unterschätzt wurde offenbar auch der Kampf um die Deutungshoheit im eigenen Haus aus der Ecke von Reschke, Restle, Böhmermann und Co.

Bemerkenswert: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk (ÖR) hatte mit der Personalie Ruhs und dem Auftrag an die Moderatorin, kritischer als üblich zu berichten, zunächst der Tatsache Rechnung getragen, dass die Regierung von der Ampel zu Merz gewechselt hat. Offenbar war Ruhs Teil dessen, was man als Regierungsfernsehen glaubte, anbieten zu müssen, etwa entlang einer neuen Migrationspolitik.

Überraschend ist das vor allem deshalb, weil die ÖR-Führung offenbar tatsächlich von einem Politikwechsel ausgegangen sein muss. Dass sich jetzt die linksradikalen Hardliner beim ÖR durchgesetzt haben, ist ein eindrucksvolles Zeichen dafür, dass dieser Wechsel nicht stattfindet und Merz verurteilt ist, weiter Ampelpolitik zu machen.

Am Vormittag hat sich auch die abgesetzte Moderatorin Julia Ruhs mit scharfer Kritik zu Wort gemeldet und glaubwürdig machen können, dass sie mehr als nur überrascht war von der Entscheidung.

Frau Ruhs gibt sich kämpferisch und angriffslustig, sie spart nicht an Kritik, die Rede ist von „Cancel Culture“ und einem „Armutszeugnis“ des NDR.

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Frau Ruhs deutet in ihrer emotionalen Stellungnahme zudem einen Kampf innerhalb des ÖR an, konkret zwischen NDR und BR. Sie hofft auf einen starken BR, der ihr weiterhin eine kritische Berichterstattung ermöglicht.

Hier der Originalkommentar von Julia Ruhs via X:

„Ich bin zutiefst enttäuscht, ja fassungslos über die Entscheidung des NDR, genauso wie mein gesamtes KLAR-Team. Dass ich KLAR für den NDR nicht mehr moderieren darf, ist ein Armutszeugnis. Geht es beim NDR mit dem Format weiter, wird auch die Redaktion (+Chef) eine andere sein.

Das Format hat mir auch deshalb sehr viel Spaß gemacht, weil ich Leute im Team hatte, die ein starkes Rückgrat haben. Leider haben das zu viele Hierarchen nicht. Cancel Culture wird nur dadurch möglich, weil genau diesen Chefs der Mut fehlt, sich auch mal querzustellen.

Wir haben in den letzten Wochen rührende Zuschriften von Fans erhalten, die uns schrieben, sie hätten wieder Hoffnung in den ÖRR. Endlich! - kam zigmal bei uns an. Und jetzt? Wurden all die Vorurteile, die sie im Bezug auf die Meinungsvielfalt schon hatten, bestätigt.

Ihr dürft jedoch noch Hoffnung in den Bayerischen Rundfunk haben. Wir werden weiterhin das machen, was beim NDR offenbar unmöglich ist. Das Format authentisch weiterführen, und das mit mir. Ich war noch nie so froh, beim BR zu sein.“

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