„Fußball war unser Leben“

Kommerz und Politik zerstören die schönste Nebensache der Welt

von Alexander Wallasch (Kommentare: 2)

Die schamlose politische Instrumentalisierung ist ein Problem.© Quelle: Manuscriptum, Screenshot

Milliarden Menschen stehen im Banne des Fußballs. Doch eine toxische Allianz aus Kommerz und Ideologie gefährdet die „schönste Nebensache der Welt“. Von dieser Bedrohung handelt dieses Buch.

Autor Günter Scholdt beschreibt sich selbst als ein dem Fußball verfallener Schüler, jahrzehntelanger Amateurkicker und „verschiedentlich Trainer, passionierter Club-Fan und leidgeprüfter Anhänger einer Nationalmannschaft“. Rechtzeitig zur EM hat der Verlag „Manuscriptum“ Scholdts „Fußball war unser Leben“ herausgebracht. Wann sollte man es lesen, wenn nicht jetzt?

„Fußball war unser Leben“ – wieso „war“?

Weil mir und anderen ein von Kindheit an währendes Vergnügen, das mich über ein gutes halbes Jahrhundert (als Aktiver und Fan) in Bann hielt, durch Hyperkommerzialisierung und skrupellose politische Vereinnahmung zunehmend verleidet wurde. Insofern liest sich das Buch – neben seiner Funktion als warnende Bestandsaufnahme – auch als Requiem auf eine große Passion.

Die deutsche Elf hat ihr Auftaktspiel gerade souverän gewonnen. Erübrigen sich also viele Bedenken?

Schön wär‘s. Doch erstens habe ich das Überstehen der Vorrunde schon im Buch vorhergesagt. Zweitens geht es nicht um kurzfristige Analysen, sondern die Beschreibung einer grundsätzlichen Krise. Und deren Diagnose würde selbst von einem EM-Triumph nicht widerlegt. Ein solcher Erfolg könnte sogar recht tückisch sein, wenn er dazu verleitete, auf falschem Weg fortzufahren.

Warum muss immer an die Helden von Bern erinnert werden, das Leben geht weiter ...

Zumindest waren es Vorbilder, wie sie sich eine Nationalmannschaft nur wünschen kann. Denn im Gegensatz zu heute einten sie ein zerrissenes Land. Anders als viele gegenwärtige Propagandasprachrohre, die sich – zumindest nach dem Willen ihrer Verbandseinpeitscher – für politische Denunziation von Oppositionellen nicht zu schade sind.

Es heißt, jeder Kader-Teilnehmer bekäme 400.000 Euro, wenn das deutsche Team Europameister wird. Sie schreiben, den „Helden von Bern“ hätte man zugetraut, dass sie kostenlos notfalls zu Fuß zu Bundestrainer Herberger gepilgert wären. Auch hier: Die Zeiten ändern sich eben. Ist nicht alles kommerzieller geworden?

Zunächst einmal ist für mich die schamlose politische Instrumentalisierung das größere Problem. Und wenn mich Spielergehälter überhaupt interessieren, dann lediglich aus zwei Gründen. Gigantisch steigende Personalkosten machen selbst Großvereine, die früher durch solide Nachwuchsarbeit punkteten, zu Getriebenen. Um einer Nirwana-Existenz im Schatten internationaler Aufmerksamkeit oder schlicht dem Abstieg zu entgehen, müssen sie ständig nachrüsten. Das Ganze mit einem Sogeffekt bis in die Amateurklassen. Ein solches Monopoly auf einem immer ruinöseren Spielermarkt bläht zwangsläufig auch den Spielplan auf, was nicht zuletzt die Gesundheit der Stars berührt.

Auch gefährdet es das Verständnis vom Fußball als Volkssport mit einem Schuss „Klassenlose Gesellschaft“. Es passt nicht so recht, wenn das Tagessalär von Weltstars die 100.000-Euro-Grenze überschreitet und für sie Blattgoldsteaks oder Haarstylisten fast wichtiger werden als Verantwortung gegenüber ihren Clubs. Die man ohnehin wechselt wie die Hemden. Noch aus großen HSV-Tagen bei der Einführung der Bundesliga kursieren Storys über die Art, wie Uwe Seeler seine Anhänger-Beziehung lebte. Doch Berichte, wie sein Flankengeber Charly Dörfel, mit den Fans plaudernd, per Bahn zum Stadion fuhr oder beim Eckstoß gar Zuschauerrufe kommentierte, klingen heute wie „Uropa erzählt aus dem 70er Krieg“.

Sie beschweren sich über Ministerin Faesers Geste mit der Regenbogenbinde. Sollten Sportler keine Werte vermitteln?

Nur wenn sie im eigenen Kompetenzbereich gelebt werden und wirkliche Werte sind. Die Tugend etwa, mit Elan und offenem Visier innerhalb humaner Regeln miteinander zu streiten – diese Bereitschaft wurde inzwischen im politischen Wettbewerb zugunsten bloßer Ausgrenzung von Opposition bewusst amputiert.

Stattdessen lassen sich unsere Sport-„Helden“ gegenwärtig (wie freiwillig auch immer) zu Plakatträgern für vom DFB proklamierte Globalagenden dressieren. Nach früherem Verständnis war übrigens Held, wer gegen eine Übermacht kämpfte. Nicht einer, der sich gegen all die ausspricht, die unsere veröffentliche Meinung ohnehin zum polemischen Abschuss freigegeben hat. Auch befremdet die Umkodierung früherer Gemeinwerte durch systematische Begriffsfälschung.

Beispiele?

Der (meist mit historischen Verbrechen verbundene) Kampf gegen „rechts“ läuft inzwischen schlicht darauf hinaus, jede wirkliche Alternative zu Linksgrün zu diskreditieren. Das Bekenntnis zur „Vielfalt“ betoniert unbegrenzte Zustimmung zur uferlosen Masseneinwanderung wie deren Alimentierung mit allen Gefahren für die innere Sicherheit. Unterstützung des Corona-Managements bedeutete auch, üble Pressionen mitzutragen und Maßnahmen zu propagieren, die inzwischen selbst höchste Regierungsverantwortliche für überflüssig, wenn nicht schädlich ansehen. Für LGBTQ zu werben, heißt u. U., durch sexualpolitische Manipulation von der Kita an fürchterliche Kindheitstragödien mitzuverantworten. Mit Billionen-Kosten zu beziffernde blinde Klima-Gefolgschaft schottet sich (teils gewaltsam) gegen wissenschaftlichen Zweifel ab. „Weltoffenheit“ heißt oft Gleichgültigkeit gegenüber nationalen Belangen und heimatlichen Bezügen. Das Peace-Zeichen in Stadien steht neuerdings für immer stärkere Waffenlieferungen in Krisengebiete, was früher jahrzehntelang politisch tabuisiert war.

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Ist aber nicht wenigstens der Kampf gegen Rassismus geboten?

Leider ist dieser inflationäre Vorwurf zum gefährlichen Herrschaftsmittel verkommen. Solche Fremdenfeindschaft wäre gewiss eine üble Phobie. Doch treibt Etikettenschwindel, wer sie schlicht mit dem Verdruss über schwere Folgen unserer Masseneinwanderung vermengt. Ganz abgesehen von der Raffinesse der BLM-Kampagne, mit der europäische Identitäten massiv untergraben wurden. Einwanderer- sind Konfliktgesellschaften, die reale Probleme aufwerfen. Das entsprechende Sozialexperiment verpflichtet beide Seiten. Unsere einseitig-negative Volkspädagogik ist kein taugliches Rezept. Das führt nur zu noch mehr Gesinnungsfahndung, Pranger und Denunziation oder ständig vermehrten Antidiskriminierungs-Ämtern, die ignorieren, dass hier Interessenkämpfe austariert werden müssen, die sich bloßen Moralappellen entziehen.

Mit Wehmut blicke ich auf Zeiten zurück, in denen Fußball tatsächlich Ethnien einander näher brachte. Wie schwärmten wir Jungs von den Brasilianern, die 1958 in Schweden einen positiven sportlichen Kulturschock auslösten. Noch heute klingen in meinem Gedächtnis Namen wie Didi, Pele, Vava, Garrincha.

Ganz ohne erzieherischen Rohrstock waren wir von der athletischen Anmut dieser Spieler betört. In anderen Sportarten von der Eleganz der Harlem Globetrotters oder einem Muhammad Ali. Hier überzeugten uns Schwarze spontan durch spielerische Brillanz. Wir brauchten keine (über Schuldkomplexe suggerierten) Aufforderungen, Fremde zu achten. Wir waren längst emotional gewonnen, wollten alle Pele sein. Diese Epoche ist endgültig vorbei, und die heutigen Pseudophilanthropen samt Interessenten im Hintergrund reiben sich die Hände. Machtstreben und Heuchelei waren stets natürliche Verbündete.

Stichwort „Katar“ ...

Ich halte nichts vom westlichen Pharisäertum, das so prächtig mit Wokismus harmoniert. Wer tatsächlich glaubte, dass Katar ohne massiven Bakschisch an die WM gekommen sei, zieht sonst wohl seine Hose mit der Beißzange an. Doch Ähnliches galt schon für frühere Aspiranten. Und gerade als DFB-Funktionär hätte ich meine öffentliche Empörung etwas gebremst. Ohnehin lagen die zentralen Motive fürs Katar-Bashing eher in milliardenschweren Geschäftsinteressen der Fußballbranche und Konkurrenzen anderer Bewerber. Und in Deutschland hätten wir noch die Schizophrenie zu erklären, uns mehr um die Menschrechte in fernen souveränen Staaten zu kümmern als um das, was wir im eigenen Land durch Massenimmigration mentalitätsmäßig fördern.

Sie schreiben in Sachen DFB: „Der Fisch stinkt vom Kopf“?

Und ob er das tut. Der DFB ist mehrheitlich durch massive Personalschübe aus den Reihen der Politik unterwandert. Eine Praxis der Postdemokratie, die frühere unpolitische Freiräume „zivilgesellschaftlich“ besetzt. Als letzter schriller Schrei zeigt sich die Förderung des Frauenfußballs. Selbst Kenner der Fußballszene haben meist keine Ahnung, wie umfassend und zielstrebig ein (aus diversen öffentlichen Töpfen finanziertes) Lobby-Gestrüpp aufgebaut wurde.

Frauenfußball ist nichts für Sie?

Um Gotteswillen nein. Jede Spielerin, die Fußball betreiben will, möge es tun. Auch sich fürstlich bezahlen lassen, wenn der Markt dies hergibt. Mich stört jedoch fremd-respektive von Männern finanzierte Abzocke. Auch das bombastische ideologische Framing eines persönlichen Hobbys als gesellschaftlich zu förderndes Freiheitsprojekt.

Ein wesentlicher Teil Ihres Buchs betrifft Medienschelte ...

Ja, und zu Recht. Denn was der Staatsfunk samt „Qualitätsmedien“ – exemplarisch die von mir eingehend sezierte FAZ – sich an tagespolitischer Kumpanei leisten, ist teils unappetitlichster „Haltungsjournalismus“.

Danke für das Gespräch!

Bestellen kann man „Fußball war unser Leben“hier: https://www.manuscriptum.de/fussball-war-unser-leben.html

Der Verlag Manusciptum ist Werbepartner von Alexander-Wallasch.de

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