Broder selbst schreibt seit Jahren für die Welt und betreibt parallel den Blog „Achse des Guten“, ein Portal, das etwa wie Tichys Einblick zu den sogenannten „Alternativen Medien“ zählt und Monat für Monat bis zu fünf Millionen Leser an sich zu binden weiß. Eine Erfolgsgeschichte. Und man könnte sagen, Broder hält hier eine Art Scharnierfunktion im positiven Sinne.
Zeitgleich allerdings musste der 75-Jährige jetzt erleben, dass sein Spagat wohl unter Osteoporose leidet. Jedenfalls soll ausgerechnet der Volkswagenkonzern das Portal des Sohnes von Holocaustüberlebenden (Auschwitz/Buchenwald) auf eine schwarze Liste gesetzt und ihm damit den Geldhahn zugedreht haben. Wie politisch unkorrekt ist Broder? Eine Werbeplattform zieht sich auf Betreiben von Volkswagen bei Achse des Guten zurück.
Broder und seine Mitstreiter haben diese schockierende Geschichte penibel aufgeschrieben, beginnend mit dem Satz „Der Volkswagenkonzern will Achgut.com plattmachen.“ Der Konzern soll Broder auf eine Exklusionsliste gesetzt haben.
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Ähnliches ist vor Jahren schon einmal Roland Tichy passiert, auch er ist ein Gewächs der etablierten Medien, bevor sein Portal zur Keimzelle der Alternativen wurde – Tichy kennt seine Gegenüber wie Broder also aus dem Effeff.
Was ist Hendryk M. Broder für ein Typ? Schlagen da zwei Herzen in einer Brust? Einerseits der Angriff gegen die Achse des Guten, der Versuch, Broders Portal die Einkünfte abzugraben – die Solidarität der Mitbewerber auf dem Markt der Alternativen Medien ist ihm gewiss.
Und andererseits dieser marktschreierische Bruch mit der Schweizer Weltwoche von Roger Köppel. Wie passt das zusammen? Sicher kann es Meinungsverschiedenheiten geben. Aber muss man deswegen andere Meinungen auf diese Weise ausgrenzen?
Warum bitte macht Broder es nicht gleich Volkswagen nach und fordert Werbepartner von Köppels Weltwoche dazu auf, das Magazin auf eine Exklusionsliste zu setzen?
Es ginge Broder nur darum, konsequent eine Haltung zu demonstrieren? Warum nutzt er dann nicht jenen Raum dafür, den ihm der Chef der Weltwoche für seine Kolumne bisher so großzügig zur Verfügung gestellt hat?
Die Antwort ist einfach und es gibt erkennbar keinen anderen Grund: Broder will nicht nur anderer Meinung sein, er will die Haltung Anderer vernichten. Broder will ausgrenzen ohne Rücksicht auf die Weltwoche, für die er geschrieben hat, ohne Rücksicht auf irgendwas.
Warum nicht anderer Meinung bleiben oder – wenn man die Meinung des Anderen nicht erträgt - einfach gesittet den Stift niederlegen, ohne noch Gülle dort auszuschütten, wo man gerade erst gemeinsam in Freundschaft am Tisch saß?
Hendryk M. Broder wendet sich auf Achse des Guten im Fall Volkswagen an seine Leser und erklärt diesen um was es geht:
„Es geht nicht nur um uns, sondern auch um die Freiheit von uns allen. Wir danken allen unseren Lesern und Demokraten in diesem Land.“
Das liest sich gut. Und fast wäre man geneigt, die eigenen Leser zu bitten, den Mitbewerber zu unterstützen. Oder doch lieber ein Abo bei der Weltwoche abschließen? Oder mal bei Jakob Augstein anfragen, wie das 2012 war, als er sich plötzlich neben Hamas-Führern auf einer Liste der zehn schlimmsten Antisemiten wiederfand.
Nein, man muss Augstein nicht mögen – Spiegel und Millionen hin oder her –, aber mit welcher Leichtfertigkeit hier mit dem Ruf eines Journalistenkollegen umgegangen wurde, passte schon damals nicht ins Bild. Broder ging sogar so weit, in der Welt einen Brief an seinen Lieblings-Antisemiten zu schreiben. Darin hieß es unter anderem auf Jakob Augstein gemünzt:
„Diabetes ist eine Krankheit, der Antisemitismus auch. Und so wie der Diabetiker seine tägliche Dosis Insulin braucht, braucht der Antisemit jeden Tag einen Schuss 'Judenblut' – natürlich nicht wörtlich, nur bildlich –, um auf Kurs zu bleiben. Sie sind auch der erste Antisemit, an den ich mich persönlich wende.“
Nachtrag: Um zu verstehen, was Volkswagen getan haben soll, hier eine kurze Erläuterung. Ein Werbepartner mietet auf Broders Webseite Flächen. Dieses Unternehmen arbeitet mit verschiedenen Marken zusammen. Volkswagen ist so eine Marke. Und zwar eine besonders gewichtige, was die Investitionen in solch eine Werbefläche angeht. Wenn Volkswagen sagen würde: „Werbt nicht bei Broder!“, dann könnte es passieren, dass der Werbepartner sich mit allen seinen Markenkunden von der Werbeplattform zurückzieht, um nicht Gefahr zu laufen, mit Volkswagen einen seiner Hauptkunden zu verlieren.
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Kommentar von Delion Delos
Broders Entwicklung ist sehr bedauerlich. Dass er Anderen keine abweichende Meinung mehr zugesteht, dass er zumindest nicht mehr in einem Blatt schreiben will, dass für diese Vielfalt von Meinungen steht, ist für mich erschreckend.
Aber er steht leider nicht allein da.
Sehr viele der als „alternativ“ oder gar „frei“ bezeichneten Medien verdienen diese Bezeichnung gar nicht (mehr), denn sie sind auf ihre Weise ganz genauso ausgrenzend wie die MSM und fördern NICHT die Opposition, sondern sind letztlich oft genug ein weiteres Sprachrohr des Regimes... nur eben dass sie eine etwas andere Zielgruppe haben, nämlich die Kritiker der aktuellen Politik.
Ich möchte hier mal ein Thema ansprechen, dass mir seit längerem sehr am Herzen liegt. Schaut man sich unsere Parteienlandschaft an und ihre Politik, dann ffällt auf, dass sie (von Kleinigkeiten abgesehen) alle in die gleiche Richtung marschieren. ALLE etablierten Parteien sind FÜR den Great Reset. Wer sich mit dem Great Reset befasst hat, weiß, dass es sich um ein totalitäres Weltregime handelt. So etwas ist NIE für die Bürger gut, sondern NUR für die, die im neuen System die Oberschicht bilden, die „Elite“.
Angesichts dessen wäre es doch eigentlich notwendig, dass sich ALLE kritischen Kräfte zusammen schließen, damit diese Entwicklung GESTOPPT wird.
Nun haben wir in Deutschland eine Opposition, die KEINEN Great Reset will. Die AfD will als einzige Partei eine konservative Politik, die sich an Ludwig Erhard ausrichtet. TROTZDEM wird sie in den Medien wider besseres Wissen als braun, als „Nazi“ etc. betitelt... und natürlich trug und trägt das Früchte. Die AfD wird von viel zu wenigen Bürgern gewählt: keiner möchte sich sagen lassen, er habe eine Nazi-Partei gewählt.
Wer sich allerdings mal selbst schlau gemacht hat, der hat gemerkt, dass hier massiv gelogen wird. Die Wenigsten haben mal einen Blick in das Grundsatzprogramm geworfen – vielmehr hat man sich aus dem Info-Pool der MSM bedient und die haben schon dafür gesorgt, dass sich keine Sympathien für die AfD entwickeln.
Die AfD ist nicht nur gegen den Great Reset und gegen alle Zwangsmaßnahmen i.S. Covid, sie will auch als einzige Partei den Parteien in Deutschland WENIGER Macht, WENIGER Einfluss und WENIGER Geld gewähren: Volksabstimmungen auch in den wichtigsten Fragen, keine Parteilichen Besetzungen der Posten bei ÖR und Verfassungsgerichten, der BP soll vom Volk gewählt werden, die Parteienfinanzierung soll gedeckelt werden.
Da ist es doch kein Wunder, dass sich alle anderen Parteien GEGEN die AfD formiert haben. SIEHT das denn keiner?
ICH wünschte mir, dass es ein alternatives, freies Medium gäbe, dass sich mal gründlichst mit allen Punkten des AfD-Programms auseinander setzte. So könnte man mit vielen Vorurteilen aufräumen und so wäre es vielleicht ENDLICH möglich, alle kritischen Kräfte zu vereinen, damit sie GEMEINSAM die AfD wählen (z.B. bei Neuwahlen), allein mit dem Ziel, das derzeitige verfassungswidrig handelnde Regime abzusetzen und die Verantwortlichen für das absichtlich angerichtete Desaster (sie handelten schließlich nach einer Agenda, zu der das Volk niemals befragt wurde und zu der somit keine Zustimmung vorliegt) einem Strafverfahren zuzuführen, das möglicherweise auch ein internationales sein könnte.
WAS BITTESEHR soll denn durch eine Wahl der AfD NOCH schlimmer werden als es jetzt schon ist? Und WELCHE konkreten Gefahren drohen denn eigentlich, wenn man eine konservative Partei wählte, die Ludwig Erhard zum Vorbild hat?
Das würde ich zu gerne mal diskutiert wissen – möglichst breit und möglichst gründlich.
Denn wir HABEN immerhin eine Opposition. Es wurde uns nur der Floh ins Ohr gesetzt, wir dürften sie bloß nicht wählen.
Aber seit wann fragt man denn bei ALDI, ob die Produkte von LIDL gut sind!
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Kommentar von Hildegard Hardt
Henryk M. Broder wurde mir aufgrund der zunehmenden Einseitigkeit in der letzten Zeit immer suspekter. Leider ist diese Tendenz auch bei anderen Publikationen zu verzeichnen, wie z.B. bei reitschuster.de. Ihm halte ich aber eine gewisse Vorbelastung aufgrund seines langjährigen Aufenthalts in Russland zugute. - Es ist sehr bedauerlich, daß in Sachen Ukraine nicht der WAHRE historische Hintergrund beleuchtet wird, der zu dem heutigen Kriegsgeschehen geführt hat. Selbst wenn man Putin im allgemeinen und besonders seinen Angriffskrieg verurteilt, sollte man doch die Ursachen nicht unter den Teppich kehren. 20 Jahre Provokationen sind kein Pappenstiel!
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Kommentar von H. Jacobsen
Die Berichterstattung zum Ukraine Krieg von Broder, Reitschuster und auch von einigen Journalisten bei Tichys ist so einseitig, dass es wirklich nur schwer erträglich ist, weil kein guter Journalismus sondern schlichtweg Propaganda. Reitschuster lese ich überhaupt nicht mehr, Ach Gut habe ich ohnehin eher selten gelesen und bei Tichys lese ich die Berichte bestimmter Journalisten nicht mehr, zumal unliebig Meinungen gar nicht veröffentlicht werden.
Gerade bei Broder mit seiner Biografie hätte ich in Bezug auf die ukrainische Regierung weitaus mehr Kritik erwartet.
Ich weiß nicht was es ist, dass sich gar nicht mehr um die Faktenlage bemüht wird. Sind diese Seiten so klamm, dass sie sich kaufen lassen? Bei Reitschuster kann man zumindest mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass er von der Integrity Initiative bezahlt wird.
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Kommentar von Hans Krüger
Schade lange war ich treuer Leser von Achgut und hab Herrn Broders Bildung ,Witz,Ironie und Lebenserfahrung geschätzt. Dann war von Heute auf Morgen Burkhardt Müller-Ulrich weg und mit dem Nachfolger bei Idubio komme ich nicht klar. Bei dem Ukraine Konflikt wird Vorgeschichte komplett ausgeblendet auf Achgut und Putin verteufelt als Diktator .Roger Köppel und sein Weltwoche Daily ist so erfrischend und gut gelaunt und auch kritisch und er berichtet einfach aus allen Sichtweisen über den Ukraine Krieg.
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Kommentar von Herbert Wolkenspalter
Auch Henryk M. Broder betreibt also Cancel Culture, wenn er sich im Besitz der einzig richtigen Wahrheit wähnt. Ich halte ihn noch aus einem anderen Grund für einen Lobby-Schläfer, der aufwacht, wenn es aus darauf ankommt.
Was witzig klingt, kann auch Überheblichkeit sein. Broder wurde auch in Kommentaren auf der Achse teils deutlicht kritisiert.
Fazit: Erst canceln, dann selber gecancelt werden. Was für eine Wendung!
Die größeren alternativen Medien erfüllen ihren zunächst guten, nachvollziehbaren Zweck wegen eigener Fehler allmählich immer weniger. Man gräbt sich ein, und es wird giftiger. Die Doppelstandards aber auch Instrumentsalisierungen geben den Rest. Aber gerade dies hätte besser werden müssen in diesem Land, der Zweck des Unterfangens.
Im Moment sehe ich nur noch die Weltwoche/Roger Köppel als ein größeres Medium mit anderer Sicht, das frei im Kopf ist und in alle Richtungen denkt. Aber wir in Deutschland brauchen auch etwas Großes in dieser Art.
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Kommentar von Ruth Hellweg
Tja, warum dieser Antiputinismus, dies Putinbashing um jeden Preis. Über diesen herbeigeredeten Krieg kann man scheinbar nicht ruhig und vorurteilsfrei diskutieren.
Auch bei Tichy ist das ähnlich, wie auch in der WELT, da erobern die Ukrainer immer Gebiete zurück, aus denen sich die Russen schon länst zurückgezogen hatten.😉
Und wenn man gar nichts hört, dann sieht es für die Ukraine gerade immer ganz schlecht aus. Mit der Weltwoche haben Sie mich direkt auf eine Idee gebracht, Herr Wallasch. Mit der NZZ scheint in letzter Zeit auch irgendwas nicht mehr zu stimmen.
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Kommentar von Arno Nühm
Man kann zu dem Ukrainekonflikt durchaus unterschiedliche Meinungen haben (ich hätte mir z. B. eine andere Reaktion von Putin gewünscht: Wenn die NATO eine Farbrevolution anzetteln kann, kann Russland das wohl auch. Warum nicht die NATO-Marionetten in der Ukraine auf dem gleichen Weg entfernen, auf dem sie von der NATO gleich zwei mal (2004 und 2014) an die Macht geputscht wurden?).
Aber wer sich auch nur 5 Minuten damit beschäftigt, für den ist zumindest klar, dass das Narrativ von dem unprovozierten Angriffs- und Vernichtungskrieg (das nebenbei auf die US-Kriege gegen Afghanistan, Irak, Syrien und Libyen genau passt) nicht stimmt.
Wer diese Version trotzdem unhinterfragt wiederkäut, und andere dafür kritisiert, differenzierter darüber zu berichten, ist ein NATO-Propagandist.
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Kommentar von Arno Nühm
Es zeigt sich gerade, was "echte" alternative Medien sind, und was regierungsgesteuerte Systemmedien sind, die nur bei einzelnen Themen abweichen dürfen, die aber bei den wichtigsten Themen ihre Leser auf Linie halten sollen.
Broders Kommentar hat der Weltwoche gerade einen neuen Abonnenten gebracht.
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Kommentar von Torsten Kandziora
Ich habe Henryk M. Broder schon vor der gefährlichsten Pandemie aller Zeiten gelesen und gerne seine Videos geschaut. Seine Ansichten und wie er diese wiedergab wußte ich wohl zu schätten. Doch nun haben uns unsere Wege getrennt. Herr Broder bläst, wie auch Herr Reitschuster in das unsägliche NATO Horn und läßt die Fanfaren gen Russland laut erklingen. Nicht mein Sound, nicht mehr der Mann dem ich zuhören mag. Schon schade.