Volkswagen gegen „Achse des Guten“: Werbt nicht bei Broder!

„Putinisten“-Alarm: Henryk M. Broder schmeißt bei Weltwoche hin

von Alexander Wallasch (Kommentare: 9)

„Es geht nicht nur um uns, sondern auch um die Freiheit von uns allen. Wir danken allen unseren Lesern und Demokraten in diesem Land.“ Den Mitbewerber unterstützen? Oder doch lieber ein Abo bei der Weltwoche abschließen?© Quelle: Pixabay / Joenomias / Youtube / Screenshot / Bildmontage Alexander Wallasch

Großer Schlagzeilen-Bahnhof für den Journalisten Henryk M. Broder. Der Publizist verkündete unter lautem Trommelwirbel, er schreibe nicht mehr für die Schweizer „Weltwoche“, weil dort USA-kritische „Putinisten“ zu Wort kämen.

Broder selbst schreibt seit Jahren für die Welt und betreibt parallel den Blog „Achse des Guten“, ein Portal, das etwa wie Tichys Einblick zu den sogenannten „Alternativen Medien“ zählt und Monat für Monat bis zu fünf Millionen Leser an sich zu binden weiß. Eine Erfolgsgeschichte. Und man könnte sagen, Broder hält hier eine Art Scharnierfunktion im positiven Sinne.

Zeitgleich allerdings musste der 75-Jährige jetzt erleben, dass sein Spagat wohl unter Osteoporose leidet. Jedenfalls soll ausgerechnet der Volkswagenkonzern das Portal des Sohnes von Holocaustüberlebenden (Auschwitz/Buchenwald) auf eine schwarze Liste gesetzt und ihm damit den Geldhahn zugedreht haben. Wie politisch unkorrekt ist Broder? Eine Werbeplattform zieht sich auf Betreiben von Volkswagen bei Achse des Guten zurück.

Broder und seine Mitstreiter haben diese schockierende Geschichte penibel aufgeschrieben, beginnend mit dem Satz „Der Volkswagenkonzern will Achgut.com plattmachen.“ Der Konzern soll Broder auf eine Exklusionsliste gesetzt haben.

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Ähnliches ist vor Jahren schon einmal Roland Tichy passiert, auch er ist ein Gewächs der etablierten Medien, bevor sein Portal zur Keimzelle der Alternativen wurde – Tichy kennt seine Gegenüber wie Broder also aus dem Effeff.

Was ist Hendryk M. Broder für ein Typ? Schlagen da zwei Herzen in einer Brust? Einerseits der Angriff gegen die Achse des Guten, der Versuch, Broders Portal die Einkünfte abzugraben – die Solidarität der Mitbewerber auf dem Markt der Alternativen Medien ist ihm gewiss.

Und andererseits dieser marktschreierische Bruch mit der Schweizer Weltwoche von Roger Köppel. Wie passt das zusammen? Sicher kann es Meinungsverschiedenheiten geben. Aber muss man deswegen andere Meinungen auf diese Weise ausgrenzen?

Warum bitte macht Broder es nicht gleich Volkswagen nach und fordert Werbepartner von Köppels Weltwoche dazu auf, das Magazin auf eine Exklusionsliste zu setzen?

Es ginge Broder nur darum, konsequent eine Haltung zu demonstrieren? Warum nutzt er dann nicht jenen Raum dafür, den ihm der Chef der Weltwoche für seine Kolumne bisher so großzügig zur Verfügung gestellt hat?

Die Antwort ist einfach und es gibt erkennbar keinen anderen Grund: Broder will nicht nur anderer Meinung sein, er will die Haltung Anderer vernichten. Broder will ausgrenzen ohne Rücksicht auf die Weltwoche, für die er geschrieben hat, ohne Rücksicht auf irgendwas.

Warum nicht anderer Meinung bleiben oder – wenn man die Meinung des Anderen nicht erträgt - einfach gesittet den Stift niederlegen, ohne noch Gülle dort auszuschütten, wo man gerade erst gemeinsam in Freundschaft am Tisch saß?

Hendryk M. Broder wendet sich auf Achse des Guten im Fall Volkswagen an seine Leser und erklärt diesen um was es geht:

„Es geht nicht nur um uns, sondern auch um die Freiheit von uns allen. Wir danken allen unseren Lesern und Demokraten in diesem Land.“

Das liest sich gut. Und fast wäre man geneigt, die eigenen Leser zu bitten, den Mitbewerber zu unterstützen. Oder doch lieber ein Abo bei der Weltwoche abschließen? Oder mal bei Jakob Augstein anfragen, wie das 2012 war, als er sich plötzlich neben Hamas-Führern auf einer Liste der zehn schlimmsten Antisemiten wiederfand.

Nein, man muss Augstein nicht mögen – Spiegel und Millionen hin oder her –, aber mit welcher Leichtfertigkeit hier mit dem Ruf eines Journalistenkollegen umgegangen wurde, passte schon damals nicht ins Bild. Broder ging sogar so weit, in der Welt einen Brief an seinen Lieblings-Antisemiten zu schreiben. Darin hieß es unter anderem auf Jakob Augstein gemünzt:

„Diabetes ist eine Krankheit, der Antisemitismus auch. Und so wie der Diabetiker seine tägliche Dosis Insulin braucht, braucht der Antisemit jeden Tag einen Schuss 'Judenblut' – natürlich nicht wörtlich, nur bildlich –, um auf Kurs zu bleiben. Sie sind auch der erste Antisemit, an den ich mich persönlich wende.“

Nachtrag: Um zu verstehen, was Volkswagen getan haben soll, hier eine kurze Erläuterung. Ein Werbepartner mietet auf Broders Webseite Flächen. Dieses Unternehmen arbeitet mit verschiedenen Marken zusammen. Volkswagen ist so eine Marke. Und zwar eine besonders gewichtige, was die Investitionen in solch eine Werbefläche angeht. Wenn Volkswagen sagen würde: „Werbt nicht bei Broder!“, dann könnte es passieren, dass der Werbepartner sich mit allen seinen Markenkunden von der Werbeplattform zurückzieht, um nicht Gefahr zu laufen, mit Volkswagen einen seiner Hauptkunden zu verlieren.

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