Die Bundeskanzlerin muss sich verantworten – aber der potenzielle Ankläger richtet sich lieber selbst

Spiegel interviewt Merkel im Theater: Eine journalistisch unterirdische Aufführung

von Alexander Wallasch (Kommentare: 6)

Selenskij kämpfe zwar unglaublich mutig gegen die Korruption an, aber früher war die Ukraine „ein von Oligarchen beherrschtes Land“, so Merkel, „da kann man nicht einfach sagen, euch nehmen wir morgen in die Nato auf“.© Quelle: Screenshot / YouTube, phoenix

Stellen Sie sich vorab bitte folgende Szene vor: Der Henker steht vor dem Delinquenten, die Menge hat schon Sabberlefzen, aber im letzten Moment gesteht der Henker dem Opfer eine jahrzehntealte unerwiderte Liebe, steckt seinen eigenen Kopf unter das Fallbeil und zieht die Reißleine, damit das Volk nicht ganz umsonst gekommen ist.

Warum, was hier wie Heldenmut klingt, alles andere als das ist, dazu gleich mehr und der Reihe nach erzählt. Es folgt die Geschichte einer erlauchten Kanzlerin und ihres tapferen Spiegeljournalisten:

Nicht wenige hatten die Hoffnung, diese Frau das nächste Mal vor Gericht wiederzusehen. Jetzt gab Angela Merkel ausgerechnet dem Spiegel ein Interview, der einmal mehr bewies, dass er sich den Titel Hofberichterstatter der Merkel-Regierung wohlverdient hat.

Immerhin: Das Blatt bleibt sich treu, kein Nachtreten, kein fliegender Wechsel hinüber zu Olaf Scholz, Augsteins Erben wissen, was sie der Kanzlerin der illegalen Massenzuwanderung und des Corona-Regimes zu verdanken haben. Ja, fast wäre es noch zur staatlichen Finanzierung der privaten Altmedien gekommen, nun muss das Geld von Bill Gates für den Spiegel ein Trostpflaster sein.

Wenn eine Beziehung diesen überstrapazierten Begriff vom “polit-medialen Komplex“ erden kann, dann ist es wohl diese innige Verbindung zwischen Spiegelredaktion und ihrer Angela Merkel. Von Seiten der Bundeskanzlerin a.D. steht diese Liaison auch für eine weitere Distanzierung von ihrer eigenen Partei und noch mehr von ihrem Vorgänger Helmut Kohl, der in Hass mit dem Blatt verbunden war – der Kohlkomplex von Merkel überdauert die Kanzlerschaft.

Wir wollen gar nicht von der FDJ-Sekretärin für Propaganda und Agitation anfangen. Man weiß heute längst auch ohne diesen Erklärungsbaustein, dass der Staatsratsvorsitzende Erich Honecker vor Freude über die Zerstörung all dessen, was die alte Bundesrepublik ausgemacht hat, ein Stehtänzchen vorgeführt hätte. Ja, Merkel ist sein Mädchen. Und sie hat 5.870 Tage lang brav abgeliefert.

Nun also die Bundeskanzlerin a.D. im Interview mit dem Spiegel, Monate nach ihrem Abgang, einen Tag nach Nikolaus im Jahr 2021 und über 70 Jahre nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland auf den Trümmern des Dritten Reichs. Wow!

Interviewt wird Merkel von Alexander Osang, man kann sagen Spiegel-Prominenz, ebenfalls mit ostdeutschen Wurzeln, aufgewachsen im Ost-Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg, während des Journalistikstudiums an der Karl-Marx-Universität mit Sympathien für die SED. Merkel sitzt also jemandem gegenüber, der mit ihr zusammen eine gemeinsame Sprache spricht, der zwischen den Zeilen nicht nur lesen, sondern auch sprechen können sollte wie Merkel.

Die Kanzlerin ist jetzt 67, der Interviewer Osang 60 Jahr alt. Unter dem Titel „Was also ist mein Land?“ stellte sich Merkel am Dienstag eineinhalb Stunden lang den Fragen des Spiegels im Brecht-Theater „Berliner Ensemble“, einer Veranstaltung des Hauses in Kooperation mit dem Aufbau Verlag, wo Reden von Merkel veröffentlicht wurden.

Und eine Veranstaltung, die von Anbeginn als Schmuserei angelegt war, Osang bekannte schon im Vorfeld: „Meine Kanzlerin wird sie sowieso immer bleiben!“ Die Berliner Zeitung kommentiert: „Der Journalist als Fan…“

Und selbst der Spiegel-Chefredakteurin Melanie Amann wurde dieses Gespräch rückblickend schnell unangenehm, sie maulte – Amann ist die perfekte Maulerin – aber selbstverständlich nur alibimäßig hinter der Bezahlschranke, um die von Osang aufgebaute gute Merkel-Revival-Stimmung bloß nicht zu zerstören. Amann titelte noch vor dem Bezahlschrankenvorhang: „Danke für Nichts, Frau Merkel!“ Und weiter heißt es bei Amann: „Wir sind alle ein bisschen Merkel.“

Oder nein! Nein, nein, Google hat einen Amann-Artikel aus März 2021 ausgespuckt. Etwas mehr als ein Jahr später heißt es bei der Chefredakteurin zum Theatergeplauder mit Merkelfan Osang: „Die Altkanzlerin will im Umgang mit Wladimir Putin alles richtig gemacht haben – und widerlegt sich in ihren Antworten selbst.“

Aber kommen wir endlich zum Gespräch zwischen Merkel und Osang. Zuletzt ging eine Aufnahme der Ruheständlerin Angela Merkel viral, welche eine ziemlich derangierte, desolate Frau zeigt und den Verdacht hätte nähren können, dass sich da jemand einer Schuld oder billigem Weißwein hingegeben hätte.

Aber nichts davon ist wahr, Merkel erscheint ganz aufgeräumt als Merkel auf der Brechtbühne, das bekannte blaue Kostüm, dunkle Bernsteinkette wie überdimensionale Kaffeebohnen, wie man sie zu DDR-Zeiten mit etwas Glück im Westpaket fand – Faust gegen Faust mit Kaffeetrinker Osang, los geht’s. Der Ost-Journalist hatte noch vor weniger als einem Jahr gegenüber dem MDR bekannt, dass er in der Bundesrepublik „heimatlos“ geworden ist.

Phoenix überträgt die Audienz live. Alexander Osang begrüßt „die Bürgerin Angela Merkel“ mit den besagten Worten: „Meine Kanzlerin wird sie immer bleiben.“ Dann folgt die Ghettofaust.

Merkel beginnt: „Ich habe freiwillig aufgehört als Bundeskanzlerin“; das sei ein schönes Gefühl. Ja, sicher schöner, als mit der Mistgabel aus dem Amt verjagt zu werden, aber sie meint natürlich, dass sie keine Wahl verloren hat, sondern nach vier Legislaturen einfach nicht mehr angetreten ist.

„Mehr Sport an der Ostsee und Macbeth als Hörbuch“, erzählt Merkel, dafür hätte sie jetzt endlich mal Zeit. Und sie freut sich, erzählt sie im Plauderton, dass sie in fünf Wochen Ostsee jeden Tag „richtig gut rumbekommen“ hätte. Sie hätte gar nicht mehr gewusst, wie das ist, Zeit rumbekommen zu müssen.

„Ich glaube, dass ich mit diesem neuen Lebensabschnitt sehr gut zurechtkommen und auch sehr glücklich sein kann.“

Schon an der frühen Stelle und nach wenigen Merkelminuten auf der Bühne wünscht man sich in der ersten Reihe die vielen deutschen Männer, Frauen und Familien sitzen, die Merkel mal erzählen könnten, wie es ihnen jetzt so geht nach 16 Jahren Merkelregierung und was das aus ihrem Leben gemacht hat. Stattdessen Applaus für eine Kanzlerin, die immer schon da war und dann nicht mehr da sein wollte und nun schon doch wieder da ist.

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Osang will wissen, ob Merkel über eine „Kamelkapazität“ verfüge, also Schlaf speichern oder nachschlafen könne. Was sind das bloß für Fragen wie aus der Ideenschmiede für eine Heldengeschichte? Die schlaflosen Nächte der Opfer dieser Deutschland verachtenden 16 Jahre „Merkelsozialismus“, wie der ehemalige Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen die bleierne Zeit nannte, wird die Bundeskanzlerin a.D. allerdings nicht nachschlafen können.

Osang spricht es gaaaanz sanft an: Der erste Zitteranfall von Merkel war tatsächlich, als Präsident Selenskij kam. Merkel erklärt ihr Zittern aber mit dem Tod ihrer Mutter, mit zu wenig Trinken und einem Zittern aus Angst vor dem Zittern, also einer wohl nicht ganz ungewöhnlichen Angststörung. Zittern wegen zu wenig trinken ist das Problem vieler Politiker, aber Merkel meint es nicht so.

Ja, das alles hat etwas Gefühliges, aber wenn man weiß, dass hier keine schwere Krankheit dahintersteckt, kanalisiert sich dieses Mitgefühl schnell wieder dahin, wo es hingehört: Hin zu den Opfern aus 16 Jahren Merkelpolitik.

Die Teleobjektive während der Nationalhymnen wären eine Belastung, die in einem steckt, so Merkel noch dazu. Weil aber die Leute an der Ostsee an sie gewöhnt seien, wären sie auch sehr schweigsam, so Merkel weiter in ihrem allseits bekannten passiv hochnäsigen Plauderton.

Ob sich Merkel, die Osang als eine Beteiligte der Einigungsbemühungen rund um den Donbass schildert, ob sich Merkel im „Fischland oder in der Uckermark“ ohnmächtig gefühlt hätte, als die Lage in der Ukraine explodierte. Oder ob es sogar eine Art Erleichterung gewesen sei, einmal nicht gefragt zu sein.

Merkel erwähnt den gelungenen Regierungsübergang – Olaf Scholz wäre ja immer schon dabei gewesen. Und es klingt bei Merkel so, als sei Scholz erfolgreich gemerkelt worden. Die zwingende Frage, wovor sich Merkel fürchtete, was Scholz anders machen würde oder schon macht, bleibt bei Merkel-Fan Osang selbstverständlich aus.

„Ich halte die Situation jetzt schon für eine große Tragik“, kommentiert Merkel den Ukrainekrieg. Mit „Bekümmernis und Beklommenheit“ beschreibt Merkel ihre persönliche Gefühlslage, sie hätte sich schon gefragt, ob man etwas versäumt hätte.

Ja, sie wird immer mal wieder um Rat gebeten, aber es sei nicht so, „als wenn ich jeden Tag fünf Gespräche führe“, kokettiert die „Bürgerin Merkel“ im Sound des einsamsten Mädchens der Welt. Aber das imaginäre Blümchenkleid trägt weiter Alexander Osang.

Nein, die Frau aus der Uckermark leidet nicht an Selbstzweifel, Merkel empfindet sich selbst offenbar als stille Eminenz, als Pate der deutschen Politik, wenn sie mit Blick auf die Regierung Scholz sagt: „Wenn ich jetzt das Gefühl hätte, das geht komplett in die falsche Richtung, dann kann ich sehr viele anrufen, aber das musste ich bisher nicht.“

Das anschließend obligatorisch süffisante Lächeln löst wieder Applaus beim Publikum aus – in sechzehn Jahren gelernte Reflexe funktionieren noch. Besser kann man dieses auf fatale Weise unzerstörbare Innenverhältnis vieler Deutscher zu ihrer Kanzlerin kaum darstellen – Gartenzaun-Claqueure mit Biotonne, die sich immer schon auf der richtigen Seite gewähnt haben. Voila, der Nachfolger des Besserwessis: Der vermerkelte Gutdeutsche.

In der Rückerinnerung beschreibt Merkel einen großen Dissens zwischen sich und Putin, für sie sei der Fall der Mauer der Glücksumstand ihres Lebens gewesen, während der Zusammenbruch der Sowjetunion für Putin „die schlimmste Sache des 20. Jahrhunderts gewesen sei“. Es sei in all den Jahren leider nicht gelungen, so Merkel, den Kalten Krieg wirklich zu beenden.

„Ich teile nicht die Meinung von Herrn Putin, um das ganz klar zu sagen, aber es ist auch nicht gelungen, eine Sicherheitsarchitektur zu schaffen, die dieses hier hätte verhindern können“, so Merkel zum Ukrainekrieg. Klar sei aber und damit kein Missverständnis entsteht, „dieser Überfall auf die Ukraine, wie er am 24. Februar stattgefunden hat, findet keinerlei Rechtfertigung. Das ist ein brutaler, das Völkerrecht missachtender Überfall, für den es keine Entschuldigung gibt“.

Und wo das schon so mantraartig auswendig gelernt klingt, gleich mal die gedankliche Zwischenfrage: Gibt es denn demgegenüber einen nicht brutalen Überfall, der das Völkerrecht achtet? Ja, Sprache ist knifflig, wer wüsste das besser als Angela Merkel.

Spiegelredakteur Alexander Osang fragt dann tatsächlich, ob Merkel denn glaube, dass Putin mit seinem Überfall gewartet hätte, bis sie weg sei. Was für ein Stöckchen, flach hingehalten. Wird Osangs Lieblingskanzlerin drüber springen? Merkel macht das recht geschickt, verweist darauf, dass sie noch vor Jahren sicherlich etwas mit der EU hätte bewirken können, aber ihre Tage seien angezählt gewesen.

Hinzugekommen wären noch die Wahlen in Frankreich und Deutschland, der überstürzte Abzug aus Afghanistan, die Corona-Pandemie – Merkel verweist auf diese düsteren zwei Jahre, als hätte sie sich gerade noch erinnern können –, die einen Einfluss gehabt hätte, weil man sich zwei Jahre lang kaum gesehen habe. Und Putin sei ganz besonders coronaängstlich gewesen, verrät Merkel, was sowieso schon jeder weiß oder zu wissen annimmt, weil er es im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gesehen hat.

„Was passiert ist, ist nicht nur nicht akzeptabel, sondern von Russlands Seite ein großer Fehler“, ergänzt Merkel noch.

Alexander Osang erklärt, seine Kanzlerin hätte „noch eine Amtszeit drangehängt, um die Welt nicht mit Donald Trump alleine zu lassen“. Man hört‘s und glaubt es kaum.

Der Spiegelredakteur legt aber noch eine Schippe Schleim obendrauf: „Möglicherwiese hat Obama sie ja darum gebeten.“ Merkel als die Retterin der Welt? Ist das schon der größte Fremdschäm-Moment des Abends? Kann man das steigern? Warum tobt noch niemand vor Begeisterung? Was für ein journalistischer Offenbarungseid.

Da lacht das Publikum und der arme Osang entschuldigt sich damit, dass der Romantiker in ihm durchgegangen sei. Und an der Stelle ist gerade ein Drittel der Veranstaltung um, also Zeit, auch hier mal den Turbo einzuschalten und nach den Highlights dieser journalistisch so unterirdischen Veranstaltung zu fischen. Wir spulen schnell vor.

Warum ist Merkel 2017 nochmal angetreten? Sie nennt die Flüchtlingskrise und ihren Eindruck, dass das so nicht enden durfte mit ihrer Kanzlerschaft. Das kann man sicher in viele Richtungen deuten.

Merkel hat „außenpolitisch Vertrauen“ in die aktuelle Regierung. Das ist interessant, weil es zum einen Lorbeeren für Annalena Baerbock zu sein scheinen und zum anderen noch einmal eindrucksvoll klar macht, wo die Prioritäten liegen, jedenfalls nicht in der Innenpolitik, nicht bei den Deutschen, nicht beim Eid, der geleistet wurde wie zum Abheften im Rabattmarkenheftchen vom Konsum.

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Rückblickend ist Merkel froh, sagt sie, dass sie sich nicht vorwerfen lassen muss, sie hätte in der Ukrainefrage zu wenig versucht, ein solches Ereignis, wie es jetzt stattgefunden hat, zu verhindern. Sie hätte es glücklicherweise ausreichend versucht „und das gibt mir jedenfalls eine gewisse Beruhigung. (…) Es ist eine große Trauer, dass es nicht gelungen ist, aber ich mache mir jetzt keine Vorwürfe, dass ich es versucht habe.“ Versucht, versucht, versucht.

Selenskij kämpfe zwar unglaublich mutig gegen die Korruption an, aber früher war die Ukraine „ein von Oligarchen beherrschtes Land“, so Merkel, „da kann man nicht einfach sagen, euch nehmen wir morgen in die Nato auf“. Deshalb sei Merkel damals strikt dagegen gewesen.

Osangs stellt eineinhalb Stunden lang Fragen wie diese hier: „Wenn man so eine Bedeutung in der außenpolitischen Welt hat, kann man überhaupt aufhören?“

Und so ermöglicht der Spiegelmann Angela Merkel Antworten wie diese hier: „Es liegt in der Natur der Demokratie. Entweder man wird abgewählt oder kommt freiwillig zu dem Entschluss. (…) Und mit 16 Jahren habe ich jetzt kein Unterkontingent.“ Der „politische“ Journalist degradiert und demütigt sich selbst zum nerdigen Sidekick für die Ex-Kanzlerin.

Wichtig wären „neue Gedanken und neue Impulse“. Aber wer hat eigentlich konsequent eben diese neuen Impulse – ob nun im Parlament oder außerhalb – unterdrückt, diffamiert, denunziert und diskreditiert?

Welchen neuen Impuls sollte ein schon in der Merkelregierung verschlissener Olaf Scholz geben oder die grünen Regierungsvertreter mit ihrer konsequenten Fortsetzung und Zuspitzung der Politik Merkels?

Demokratie light, selbsthingedreht und schnell runtergeraucht. Machterhalt und ideologische Meinungsführerschaft immer vorneweg als Rauchkringel. Oder wie es Merkel am Anfang sagte, sie riefe dann schon an, wenn da was vollkommen in die falsche Richtung liefe.

Etwa nach der Hälfte der Veranstaltung verliert Alexander Osang leider jedwede Form von Selbstachtung. An einer Stelle muss ihm Merkel sogar die Frage formulieren, so sehr verheddert sich Osang in seinem Huldigungssalat und bei der Mutprobe, noch jeder kritischen Frage auszuweichen, die Antwort könnte ja weh tun. Aber wem bloß?

Der weichgebügelte Merkeljournalist, der in die Jahre gekommen ist, der instinktiv weiß, dass seine besten Jahre immer mit der Ära Merkel zusammenhängen werden. Die Talfahrt der Altmedien geht ungebremst weiter, die Alternativen Medien fassen nach, als wäre noch warmes Aas im Angebot.

Und bei den Altmedien rückt die nächste Generation Journalisten nach, klappt die Ellenbogen aus und schaut fasziniert auf diesen Methusalem des Journalismus und staunt, was der immer noch Monat für Monat auf seinem Lohnstreifen stehen hat. So zumindest der Eindruck und der nur bösartig klingende Versuch einer Erklärung, was diesem einstigen Schreibtalent da widerfahren sein muss bis hierher auf die Bühne zur zahmen Handpuppe der Kaiserin, die alle nackt sehen, nur das Püppchen nicht.

Ein tief im eigenen passiv-aggressiven Habitus versunkener Mensch auf der Berliner Brecht-Bühne, dort, wo in Brechts Lehrstück „Die Maßnahme“ der fehlgegangene Parteifunktionär nach langer Diskussion der eigenen Hinrichtung zustimmt.

Einer Hinrichtung wohnte das Publikum an diesem denkwürdigen Tag erneut bei. Unter einer funktionierenden Vierten Gewalt hätte es allerdings zwingend die Hinrichtung der Bundeskanzlerin a.D. werden müssen, stattdessen enthauptete sich Alexander Osang einfach selbst.

Immerhin dieses Kunststück muss man erst einmal hinbekommen, ohne zu zucken. Und weil diese Zunft so kaputt ist, bekam der Sterbende das Dessert noch von seiner Chefredakteurin hinterhergeschmissen, die versuchte den Schaden zu begrenzen und rasch noch was Böses über Merkel sagte.

Oder mit anderen Worten: Diese Veranstaltung zahlt vor allem für die Alternativen Medien ein, die sich die Hände reiben und Danke sagen für diese Selbstenthauptung. Merkel tritt ab, der Hosenanzug sitzt und also im Falschen wieder alles richtig gemacht.

Wer diesem Drama gern in voller Länge beiwohnen möchte, der kann das beschriebene Bühnenstück hier noch einmal nachverfolgen:

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