Geheimplan gegen die AfD

Was für ein Theater: Correctiv-Schmutzkampagne gegen die AfD kommt ans Berliner Ensemble

von Alexander Wallasch (Kommentare: 19)

Eine Eintagsfliege: Die szenische Lesung wird nur einmal aufgeführt.© Quelle: Berliner Ensemble Webseite, Screenshot

Morgens veröffentlichte Correctiv.org eine Enthüllungsgeschichte über ein Hoteltreffen zwischen Martin Sellner und AfD-Leuten zum Thema Massenmigration. Am späten Nachmittag gab man bekannt, dass die Correctiv-Posse am 17. Januar im Berliner Ensemble in Koproduktion mit dem Wiener Volkstheater aufgeführt wird.

Tage wie diese sind ein Festmahl für Journalisten. Sie sind aber auch eine besondere Herausforderung. Die Rede ist von einer Correctiv.org-Geschichte, welche heute gleichzeitig zur Empörungs- und Lachnummer des Tages wurde.

Alexander-Wallasch.de hatte als Einer der Ersten berichtet und die in diesem Tollstück relevanten Personen interviewt. Niemand hätte es noch heute Vormittag für möglich gehalten, dass man diesen Correctiv-Unsinn noch steigern kann.

Correctiv.org leitete seine „Investigativ-Geschichte", die vom Aufwand her einer Geheimdienst-Operation glich, folgendermaßen ein:

„Von diesem Treffen sollte niemand erfahren: Hochrangige AfD-Politiker, Neonazis und finanzstarke Unternehmer kamen im November in einem Hotel bei Potsdam zusammen. Sie planten nichts Geringeres als die Vertreibung von Millionen von Menschen aus Deutschland.“

Im Zentrum dieser Geschichte steht Martin Sellner, der Gründer der Identitären Bewegung, der in einem Hotel einen Vortrag hielt über Abschiebungen, die er „Remigration“ nennt. Anwesend waren auch AfD-Abgeordnete und Unternehmer, die sich nach Selbstbekunden um Deutschland sorgen, dass ihrer Ansicht nach unter der Last einer illegalen Massenmigration zusammenzubrechen droht.

Insofern nichts Ungewöhnliches, als dass solche Besprechungen und Expertenhearings wohl auch täglich  im Innenministerium oder im Kanzleramt laufen, eben überall dort, wo der anhaltende Zustrom von Migranten vermeintlich beendet und nicht Aufenthaltsberechtigte außer Landes gebracht werden können.

Correctiv legt das Stück mit Stasi-Gestank vor und der polit-mediale Komplex, der diesen vermeintlichen Trüffel aufnimmt, macht daraus genüsslich eine von Sellner der AfD soufflierte „Lösung der Abschiebungsfrage“, gar eine Art Wannsee-Konferenz 2.0.

Die grüne Vizebundestagspräsidentin Katrin Göring-Eckardt schreibt via X über die Rückkehr des allmächtigen Bösen – es hat tatsächlich etwa zutiefst Religiöses, die Ankunft des Jüngsten Gerichts, er ist wieder da:

„Mit der Correctiv-Recherche liegt auf dem Tisch, welche Ziele die AfD verfolgt. Spätestens jetzt können es alle sehen. Jetzt ist die Zeit, sich dem entschlossen in den Weg zu stellen. Als Demokratinnen und Demokraten. Gemeinsam.“

Das ist die Geschichte von heute früh. Die vom Nachmittag toppt diesen Irrsinn noch um Längen. Alexander-Wallasch.de befand am Vormittag, der Text von Correctiv.org hätte über ein sonst übliches Maß hinaus auch etwas Surreales und zeige Anzeichen einer Groteske. Alexander-Wallasch.de nannte es „Diffamierungslyrik“ und schrieb dazu:

„Der Artikel ist aufgemacht wie ein Theaterstück, die Zwischenüberschriften beginnen mit „Akt 1, Szene 1“ usw., dazu werden die heimlichen Bühnenbilder fotografiert, sogar eine vollkommen sinnlose Skizze ...“

Diese für einen Recherche-Artikel seltsam unseriöse Art der Aufmachung erschien mindestens kurios, wenn nicht unjournalistisch, gemessen an der Schwere der Anschuldigung. Wer schon so lange Journalist ist, der spürt ein Unbehagen, etwas ist unrund, hier präsentiert sich der regierungsnahe Denunziationsjournalismus noch irrer als sonst.

Die Auflösung dann am frühen Abend, als erste X-Nutzer entdecken, dass das „Berliner Ensemble“ schon am Nachmittag folgenden Post veröffentlicht hatte:

„Rechtsextremer Geheimplan gegen Deutschland: am 17.1. könnt ihr erleben, wie investigativer Journalismus und Schauspiel zusammenkommen.
@correctiv_org veröffentlichte heute eine Recherche rund um ein Treffen, von dem niemand erfahren sollte.“

Übersetzt: Eine der bekanntesten Berliner Bühnen – berühmt geworden durch Aufführungen der Werke seines Gründers Bertolt Brecht – war zu einem bestimmten Zeitpunkt weit vor der Veröffentlichung involviert, die Geschichte der selbsternannten Faktenfinder von Correctiv.org hat damit auch offiziell ihre behauptete Seriosität verloren.

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Die unter anderem mit mehreren Außenkameras erstellten Aufnahmen der Protagonisten der Zuwanderungskritik dienten also von Anfang an als Vorlage für ein Bühnenstück.

Das Ganze ist grotesk. Und natürlich muss auch das alles nicht stimmen. Es kann durchaus sein, dass die Berliner Bühne hier lediglich mitspielt, um in Kumpanei bestimmte Überwachungstechniken und Persönlichkeitseingriffe von Correctiv.org als Kunstfreiheit zu deklarieren. Ähnlich, wie es gemacht wurde, als man dem Thüringer AfD-Chef Björn Höcke Betonstelen in einen Nachbargarten goß und diese als Kunst ausgab.

Hier lassen auch Jan Böhmermann und die Ibiza-Affäre grüßen, als der schon vor Veröffentlichung erste Andeutungen machte und Fingerabdrücke hinterließ, die sich m Nachhinein als eine Art Mitwisserschaft erweisen sollten.

Insgesamt offenbart sich hier eine großangelegte Kampagne zur Diffamierung der AfD. Die Aufführung am Berliner Ensemble soll bereits ausverkauft sein, das muss heute sehr schnell gegangen sein, oder alles ist nur ein weiterer merkwürdiger Ulk dieser bizarren Komödie.

Auf der Webseite der Berliner Bühne heißt es zur Aufführung in einer Woche:

„Am 17. Januar können Sie erleben, wie investigativer Journalismus und Schauspiel zusammenkommen. Die investigative Redaktion von CORRECTIV veröffentlichte am 10. Januar eine Recherche rund um ein Treffen, von dem niemand erfahren sollte: AfD-Politiker, Neonazis und finanzstarke Unternehmer kamen im November 2023 in einem Hotel bei Potsdam zusammen. Sie planten nichts Geringeres als die Vertreibung von Millionen von Menschen aus Deutschland. CORRECTIV war auch im Hotel – und hat das Treffen dokumentiert. Während der szenischen Lesung enthüllen wir gemeinsam weitere Details. (...) Regisseur und Intendant des Volkstheaters Wien Kay Voges bringt die Recherche als Koproduktion des Berliner Ensembles und des Volkstheaters Wien in Form einer szenischen Lesung auf die Bühne des Berliner Ensembles.“

Auch hier ist der Kampagnenansatz umfänglich erkennbar: Die Anwesenheit von AfD-Politikern beim Vortrag von Martin Sellner plus einer Reihe von Unternehmern und anderen Interessierten soll zu einem Zusammentreffen zur Planung einer Endlösung der Migrantenfrage erklärt werden.

Von einer Verharmlosung des Holocaust, die hinter diesem pubertären Gesamtvorhaben samt Detektivkoffer steckt, ist hier noch gar nicht die Rede, damit will man gar nicht anfangen.

Im Vorfeld der Aufführung am 17. Januar liest im Berliner Ensemble übrigens der Autor Sven Regener aus „Amerika“ von Franz Kafka. Ein Stück, das davon handelt, wie ein von einem Dienstmädchen verführter 17-jähriger Deutscher Anfang des 20. Jahrhunderts von seinen Eltern nach Amerika abgeschoben wird.

Fazit: Der letzte Akt dieser Regierung, ihrer Entourage und des polit-medialen Komplexes scheint jetzt angebrochen. Man kann den Schwefel förmlich riechen. In der schleichenden Verblödung solcher Inszenierungen meint man gar dekadente Endzeitstimmung wie jene in Saigon zu erkennen kurz vor dem Fall der brodelnden Stadt, oder wie in Havanna der irre Tanz auf dem Vulkan,  bevor die kubanische Revolution die Außenbezirke erreichte.

Die Herrschenden beginnen zu begreifen, dass ihre Herrschaft endlich ist. Der Machtanspruch löst sich auf, die Legitimation geht verloren, Hysterie macht sich breit. Bei Correctiv.org und demnächst auch in ihrem Theater.

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