Jetzt veröffentlichte Naidoo ein Video, über das Spiegel Online unter folgender Schlagzeile berichtete: „Xavier Naidoo überrascht mit Entschuldigungsvideo – Ich habe erkannt, auf welchen Irrwegen ich mich teilweise befunden habe“. Naidoos Video trägt den Titel „#onelove“.
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Der Sänger Xavier Naidoo hier im Wortlaut:
„Servus ihr Lieben, ich melde mich heute bei euch, weil ich zu etwas Stellung beziehen möchte. Denn wie euch haben auch mich die Ereignisse der vergangenen Wochen bestürzt und aufgerüttelt. Die brutale russische Invasion in die Ukraine, die Gewalt, die Menschenverachtung, die Tatsache eines Krieges, der gar nicht weit von uns entfernt ist, haben mich schockiert und tief erschüttert.
Dazu müsst ihr wissen, meine Frau kommt aus der Ukraine. Und ihre – unsere Familie – lebt dort. Auch ich bin öfter in der Ukraine. Und aus diesem wunderschönen Land musste ich jetzt Familie und Freunde rausholen, weil dort Angst und Schrecken herrscht.
Das unfassbare Leid dieser Menschen, die schreckliche Dinge erleben müssen und wirklich alles verloren haben, hat mich tief bewegt. Die Welt scheint wie auf den Kopf gestellt. Und ich habe mich gefragt, wie es soweit kommen konnte. Hierzu habe ich auch viel mit Betroffenen und Freunden gesprochen. Und musste mich auch kritischen Fragen zu Äußerungen von mir in der Vergangenheit stellen.
Hierfür bin ich im Nachhinein dankbar. Denn das war für mich ein Grund, mich kritisch zu hinterfragen. Mir ist bewusst geworden, wie wichtig es ist, sich selbst zu reflektieren. Ich habe erkannt, auf welchen Irrwegen ich mich teilweise befunden habe. Und dass ich in den letzten Jahren viele Fehler gemacht habe.
Mir wurde bewusst, dass ich meine Familie, meine Freunde, meine Fans, Menschen, die mich verteidigt haben, aber auch viele andere Menschen, mit verstörenden Äußerungen irritiert und provoziert habe, für die ich mich entschuldigen möchte.
Ein zentraler Punkt meines Charakters ist die Suche nach Wahrheit. Wer sich auf diese Suche macht, der macht sich auch auf den Weg. Auf diesem Weg trifft man natürlich auch viele Menschen mit den unterschiedlichsten Ansichten und Interessen.
Dieser Weg geht auch nicht nur geradeaus, sondern es gibt viele Abzweigungen. Und er ist manchmal schwierig. Hierbei habe ich mich letztlich verrannt. Ich habe mich Theorien, Sichtweisen und teilweise auch Gruppierungen geöffnet, von denen ich mich ohne Wenn und Aber distanziere und lossage.
Ich war von Verschwörungserzählungen geblendet und habe sie nicht genug hinterfragt, habe mich zum Teil instrumentalisieren lassen. Bei der Wahrheitssuche war ich wie in einer Blase und habe mich manchmal vom Bezug zur Realität entfernt. Das habe ich leider jetzt erst erkannt.
Ich habe Dinge gesagt und getan, die ich heute bereue. Mir ist es deshalb wichtig Euch zu sagen, dass ich mich von allen Extremen distanziere. Insbesondere auch von rechten und verschwörerischen Gruppen. Alle, die mich kennen, wissen, wofür ich einstehe. Ich stehe für Toleranz, Vielfalt und ein friedliches Miteinander.
Nationalismus, Rassismus, Homophobie und Antisemitismus sind mit meinen Werten nicht vereinbar und ich verurteile diese aufs Schärfste. Mit manchen meiner Äußerungen und Verhaltensweisen habe ich Menschen vor den Kopf gestoßen und verletzt, was ich bedauere.
Hierfür entschuldige ich mich und bitte euch um Verzeihung.
Peace, one Love, Euer Xavier!“
Was Xavier Naidoo hier abliefert, ist zweifellos für jeden Menschen eine Überwindung und verdient große Anerkennung. Und der Sänger benennt auch ein Initial für seine neuen Einsichten: Das Leid seiner engen Verwandten in der Ukraine. Und er sagt sich deutlich los von „Extremen“ und „insbesondere auch von rechten und verschwörerischen Gruppen“.
Hier muss man nicht lang rätseln, wer da gemeint sein könnte, seine öffentlichen Auftritte, seine Gesellschaft und seine Interviewpartner geben Hinweise. Aber hätte er seinen Fans gegenüber noch konkreter werden müssen? Denn so ist jeder in seinem Umfeld verdächtig, von nun an noch mehr zu den Bösen zu gehören.
Vielleicht kommt ja demnächst noch das große Abrechnungsinterview, in dem Naidoo noch konkreter wird. Und wenn wir ehrlich sind, insbesondere bezogen auf die neuen Medien, dann wissen wir alle ungefähr, was und wen Xavier da meint. Nur mag es sein, dass es einigen von uns besser gelingt, sich abzugrenzen.
Xavier Naidoo hat ein großes Herz. Aber jedem war zuletzt auch klar, dass so ein Herz manchmal auch zu groß sein kann. Und wer auch beruflich elementar davon abhängt, seine Emotionen nach außen zu kehren, der ist noch einmal mehr gefährdet, sich zu „verrennen“, wie Naidoo ja selbst für sich festgestellt hat.
Seinen irritierten Fans kann man nur wünschen, sich wieder mit ihrem gefallenen Engel zu versöhnen. In seinem Fach ist der Meister des deutschen Soul einzigartig. Auch hat der Sänger in einer ganzen Reihe von Showformaten bewiesen, wie einfühlsam er sein kann.
Offensichtlich hat er sich zuletzt einmal zu viel in etwas eingefühlt, dass ihm dann in den Händen explodiert ist. Dafür öffentlich Abbitte zu leisten, spricht für diesen so menschelnden deutschen Superstar.
Und Xavier Naidoos Abbitte – nichts anderes ist es ja – ist hier auch unverdächtig, nur finanziellen Erwägungen zu folgen, wo er gleich zu Beginn erklärt, dass ihn die Ereignisse in der Ukraine und das Schicksal der Familie seiner Frau zum Initial wurden.
Fazit. Ein glaubwürdiges Statement eines Suchenden, der sich übel verlaufen hat. Sicher auch ein stückweit in der eigenen Düsternis. Bei Xavier ist – im übertragenen Sinne – die Erde jetzt wieder eine Kugel. Noch schöner für seine Fans, wenn daraus wieder eine neue kreative Phase erwachsen kann.
Xavier Naidoo: From One World back to One Love
Xavier Naidoo: #OneLove auf YouTube
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Kommentar von Nicoletta Stern
Chapeau, da kann man ja bald auf ein Naidoo-Duett mit Beatrice Egli hoffen? ,Ich denke das wäre ein Showformat, dass dann auch im ZDF laufen könnte, der Sender ist ja bekannt dafür, dass er immer am Puls der Zeit ist. Wer Reue zeigt, und glaubhaft macht, dass er sich von kruden Verschwörungsmythen distanziert, bekommt eine faire Chance, das sieht der Rundfunkstaatsvertrage ja bestimmt auch so vor. Und wenn nicht, es wäre höchste Zeit für eine Titelstory in deer "Bunten". Gibt's die noch?