Sprecher Daniel Tapp bleibt optimistisch

AfD in Brüssel vor die Tür gesetzt – Dazu im Interview der Sprecher von Alice Weidel

von Alexander Wallasch (Kommentare: 18)

„Jetzt sauertöpfisch zu sein, ist auf jeden Fall die falsche Reaktion.“© Quelle: Youtube / BR, Screenshot

Die ID-Fraktion der rechten Gruppen im EU-Parlament hat die AfD vor die Tür gesetzt. Auch das Treffen Weidel mit Le Pen konnte den Karren nicht mehr wenden. Maximilian Krah ist in Brüssel explodiert und die Fraktion mit ihm. Alexander-Wallasch.de spricht mit Daniel Tapp, er ist seit 2017 der Sprecher von Alice Weidel.

Konstruktion und Struktur des Europaparlaments sind nicht jedem sofort präsent. Aber das heute beschlossene Ende der Zugehörigkeit der AfD zur „Identität und Demokratie“ (ID) ist alles andere als eine Bagatelle. Das Handelsblatt fasst es so zusammen:

„Keiner Fraktion anzugehören hat im Europaparlament handfeste Nachteile. Die Fraktionen können Personal einstellen und erhalten Büroräume, die aus dem Haushalt des Parlaments finanziert werden.“

Außerdem sei es ohne Fraktion schwieriger, Redezeit in den wichtigen Debatten zu bekommen. Der Schaden ist demnach groß. Aber Zeit zum Wundenlecken bleibt keine. Marco Gallinas Zusammenfassung bei Tichys klingt ebenfalls nach Supergau:

„Seit Maximilian Krah ist die AfD nicht nur innenpolitisch, sondern auch europapolitisch isoliert. Es brauchte keine Geheimdienstaffäre, keine Durchsuchungen, keine Correctiv-Story und keine Medien-Kampagne: Mit seinen Auftritten und Aussagen – nicht nur kürzlich, sondern über Jahre – hat er das Europa-Projekt der europäischen Rechten beschädigt.“

Was liegt also näher, als einmal ins Büro der Parteichefin hineinzulauschen, ob dort schon die Seppuku-Kurzschwerter auf den blauen Samtkissen bereitgelegt wurden, um die Ehre der Familie insgesamt zu retten. Fragt man Daniel Tapp, den Pressesprecher von Alice Weidel, als ihren Adjutanten, dann ist jedoch Entwarnung angesagt.

Das folgende Interview mit Daniel Tapp führte Alexander-Wallasch.de am Nachmittag direkt nach der Entscheidung der Trennung der ID-Fraktion von der AfD in Brüssel.

Die Medien schreiben im Schatten von Maximilian Krah schon Absturzszenarien für die AfD. Die Bundestagswahl ist allerdings noch anderthalb Jahre hin und mit den Landtagswahlen folgen zwei weitere Probeläufe. Wie ist die Stimmung, bleibt Zeit, daraus Lehren zu ziehen?

Ich denke schon, dass aus jeder Katastrophe und aus jeder Niederlage immer auch die Chance erwächst, Schlüsse zu ziehen, die dazu führen, dass man sich professionalisiert, dass man sich im Hinblick auf Wahlkämpfe konzentrierter aufstellen kann. Und da haben wir noch die Zeit.

Und die Europawahl ist ja längst noch nicht geschlagen. Wir werden mal sehen, wie viel Prozent wir dann einfahren. Jetzt sauertöpfisch zu sein, ist auf jeden Fall die falsche Reaktion. Man muss vernünftig in die Zukunft schauen und die Bundestagswahl und die sehr wichtigen Landtagswahlen im Osten – die sehr maßgeblich sein werden – im Blick haben.

Ernsthaft, die Causa Krah als Chance?

Ich denke schon. Man wird sicherlich auch innerhalb der Partei sehen, dass man viel, viel transparenter sein und sich auf die Wahlkämpfe insgesamt noch besser konzentrieren und vorbereiten muss. Das ist eine der Lehren, die daraus zu ziehen sein wird. Es wird zukünftig darum gehen, ein gemeinsames Vorgehen der Partei noch besser im Blick zu haben.

Steht mit Björn Höcke schon der nächste Krah als mediales Großereignis vor der Tür?

Die Landtagswahlen sind etwas komplett anderes. Hier sind wir nicht abhängig von Partnern bei der Bildung einer Fraktion. Das ist bei Landtagswahlen alles weitaus unkomplizierter, was das Einfahren der Ernte nachher angeht. Das sehe ich gelassener.

Die Landtagswahlen – ganz gleich ob in Thüringen, Sachsen oder später in Brandenburg – stehen unter einem ganz anderen Stern. Da haben wir andere Herausforderungen, etwa mit dem BSW. Natürlich werden wir auch hier ein mediales Trommelfeuer und eines der etablierten Parteien erleben. Darauf müssen wir uns einstellen und darauf sind wir eingestellt.

Sie waren im Februar mit in Paris, als Marine Le Pen ein paar Stunden mit Alice Weidel sprach. Wie enttäuscht sind sie persönlich von Frau Le Pen nach der Absage an die AfD auf der europäischen Ebene?

Wovon ich schon enttäuscht war, war, dass der Austausch nicht mehr wirklich stattgefunden hat. Das man eher vor vollendete Tatsachen gestellt worden ist. Ich kann es nachvollziehen, dass man den eigenen Wahlkampf oder den eigenen Vorwahlkampf dort frei von Skandalen halten will. Das bleibt jedem unbenommen. Man muss auch nicht eine andere Partei verteidigen, das steht völlig außer Frage.

Aber das ist jetzt für uns eine sehr, sehr unangenehme Situation, so kurz vor der Europawahl mit einem solchen Schritt konfrontiert worden zu sein. Da hätte ich mir schon bisschen mehr freundschaftliches Aufeinanderzugehen erwartet, beziehungsweise einen besseren Austausch erhofft.

Nach einer Wahl werden die Karten immer nochmal neu gemischt. Und von unserer Seite sind die Türen nie zugeschlagen. Man wird dann sehen, wie man mit uns nach der Wahl umgehen wird. Das wird vielleicht ein anderer Umgang sein jetzt als vor der Wahl. Da wird man sehen, ob man nochmal gemeinsam auf einen grünen Zweig kommt. Das sehen wir politisch sehr gelassen.

Könnte also aus dem Trio Le Pen, von der Leyen und Meloni doch noch ein Quartett werden?

(Lacht) Ich glaube diese Kombination ist dann doch sehr unrealistisch. Aber ich glaube auch, dass es für Marine Le Pen noch nicht ganz ausgemacht ist, ob sie Teil eines Wahlvereins für Frau von der Leyen sein will. Aber das müssen die Franzosen selbst entscheiden.

Danke für das Gespräch!

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