„Es braust unser Panzer im Sturmwind dahin …“

Jugend der FDP zündelt mit bizarrer Forderung: „Krieg beenden, Panzer senden“

von Alexander Wallasch (Kommentare: 8)

Marie-Agnes Strack-Zimmermann machte auf dem Freiluft-Podium der FDP-Jugend vor der Oper keinen Hehl aus ihrer Begeisterung für Waffenlieferungen© Quelle: FDP Jugend / Pixabay / kschneider2991, Montage Alexander Wallasch

Die Jungen Liberalen haben wohl den Verstand verloren. Auch die FDP unter Führung von Finanzminister Lindner schreitet nicht ein, als die Jugend der Partei mit einer perversen Forderung auf die Straße geht: „Krieg beenden, Panzer senden“.

So ein kriegstreiberischer Auftritt müsste in normalen Zeiten eigentlich für einen Aufschrei sorgen. Ein Twitter-Nutzer kommentiert die Aktion schockiert so: „Das nächste Plakat geht dann wohl so: ,Für den Frieden: Nicht mehr warten, Weltkrieg starten!'“

Und um ganz sicher zu gehen, dass es sich bei dieser irren Umkehrung der linken Forderung „Soldaten sind Mörder“ in „Pazifisten sind Mörder“ nicht um ein Fake handelt, schaut alexander-wallasch.de bei den Jungliberalen („Julis“) vorbei und findet dort eine selbstbewusste Präsentation der Aufforderung zur Panzerschlacht an der Ostfront mittels deutscher Panzermotoren. Auf der Seite der „Julis“ heißt es dazu:

„Junge Liberale fordern die Bundesregierung zu weiteren Waffenlieferungen, insbesondere zur Lieferung des Leopard 2 auf“.

Anlässlich des Dreikönigstreffens der Freien Demokraten in der Staatsoper Stuttgart hatten sich Vertreter der Jugendorganisation der FDP vor dem Opernhaus samt Banner mit ihrer Friedenspanzerforderung aufgebaut. Und tatsächlich fragt man sich in diesem Moment, wen es geistig eigentlich schlimmer erwischt hat, diesen magenta-gelben Unternehmernachwuchs oder die Klimakids, die später in der Oper den Vortrag des Karrieristen-Ministers Christian Lindner stören sollten und von den Rängen der Oper herunter „We shall overcome“ sangen.

Wer sich einmal mit Ex-DDR-Bürgern unterhalten hat, der weiß um die Bedeutung dieses Liedes, der weiß aber auch, was es bedeutet, wenn man Panzer fürchten muss – in dem Falle russische, die schon einmal vor 1989 die Niederschlagung eines Aufstandes gegen das Regime flankiert hatten. Auch die Prager können davon wahrlich ein Lied singen.

Die „Krieg beenden, Panzer senden“-Julis waren auch in der Oper vertreten und lieferten sich ein Schreiduell mit den Klimakids. Und Lindner wollte witzig sein und forderte die Klimajugend auf, sich in der Oper festzukleben, dann behinderten sie niemanden auf der Straße.

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Dieser Auftritt der Klimajugend wirkte deshalb so deplatziert und missverständlich, weil die eigentlich natürlichste Reaktion einer oppositionellen Jugend hier ausblieb, nämlich die Empörung gegen die Kriegstreiberei der Liberalen, vorgetragen von ihrer Jugendorganisation, die damit geradezu willenlos der Alt-Liberalen Strack-Zimmermann folgt, der Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestages, die schon seit Jahren von Lobbyisten-Kontrollgruppen wegen einer behaupteten Nähe zur Rüstungsindustrie kritisiert wird.

Seit dem Angriff der Russen gegen die Ukraine ist die über 70-Jährige einer der lautesten Propagandisten für schwere Waffenlieferungen an die Ukraine. Sie steht damit auf Augenhöhe mit Anton Hofreiter, dem schrillsten Kriegstreiber der grünen Partei.

Und siehe da, bei der Kundgebung der Jungen Liberalen vor der Oper spricht nicht nur Franziska Brandmann als Bundesvorsitzende der Jugendorganisation der FDP, auch Marie-Agnes Strack-Zimmermann tritt ans provisorische Podium und protegiert den Protest der Jugend, als wäre sie eine Art außerparlamentarische Opposition gegenüber dem Dreikönigstreffen im Inneren der Oper. Aber auch dort ist man auf der Seite von Strack-Zimmermann.

Brandmann begründet die Panzerliebe der FDP-Jugend zunächst so: „Die Ukraine muss diesen Krieg gewinnen. Unsere Unterstützung kann dabei einen entscheidenden Unterschied bedeuten. Wer ein zeitnahes Ende dieses Krieges will, muss der Ukraine liefern, was sie braucht, um diesen Krieg zu gewinnen. Nur ein ukrainischer Sieg stellt die europäische Friedensordnung wieder her. (…) Wir fordern deshalb die unverzügliche Lieferung von Kampfpanzern des Typs Leopard 2.”

Die Chefin der Julis erklärte weiter, dass die Nicht-Lieferung der von der Ukraine geforderten Panzer ein deutscher Alleingang wäre.

Ein Alleingang wäre es allerding erst dann, wenn es sich hier um eine Verteidigungshandlung etwa der Nato handeln würde, aber der Nato-Bündnis-Fall besteht hier nicht.

Das Risiko steigt allerdings mit jeder Panzerlieferung eines Nato-Mitglieds an die Ukraine, ebenso, wie die Gefahr besteht, so einem Bündnis-Fall auch fälschlicherweise festzustellen, wie jüngst bei einem Raketeneinschlag in Polen, der sich schnell als Blindgänger der Ukraine herausstelle. Der ukrainische Präsident hatte zuvor binnen Stunden von russischen Raketen gesprochen, wie die Süddeutsche Zeitung berichtete , in der Hoffnung, es würde zum Nato-Bündnis gegen Russland kommen, die Ukraine hat hier nichts zu verlieren.

Juli-Chefin Brandmann forderte die Bundesregierung auf, „eine Führungsrolle einzunehmen, statt lediglich im letztmöglichen Moment einzulenken”. Und Marie-Agnes Strack-Zimmermann machte auf dem Freiluftpodium der FDP-Jugend vor der Oper keinen Hehl aus ihrer Begeisterung für Waffenlieferungen:

„Endlich machen Bundesregierung und speziell das Bundeskanzleramt nach langem Zögern den Weg frei für Panzerlieferungen an die Ukraine. (…) Damit endet aber unser Einsatz noch längst nicht. Denn klar muss sein: Nach dem Marder kommt der Leopard. Wir bleiben dran.“

Man wundert sich an der Stelle eigentlich nur noch, dass Strack-Zimmermann und Brandmann hier nicht obendrauf noch gemeinsam das deutsche Panzerlied anstimmten:

„Ob's stürmt oder schneit, ob die Sonne uns lacht, der Tag glühend heiß oder eiskalt die Nacht. Bestaubt sind die Gesichter, doch froh ist unser Sinn, ist unser Sinn. Es braust unser Panzer Im Sturmwind dahin.“

Nun darf man von einer FDP-Jugend nicht allzu viel erwarten, aber wie sieht es mit einer friedensbewegten Grünen Jugend aus? Die hätten doch mit Anton Hofreiter, Annalena Baerbock und anderen hinreichend interfamiliäre Reibungsfläche, die neue Waffengeilheit der Grünen auszufechten.

Ausgeträumt: Mit der Grünen Jugend ist nicht zu rechnen, wenn es etwa darum ginge, dieses perverse Aufrüsten zu beenden. Die jungen Grünen zeigen sich zwar hier und da skeptisch, aber im Wesentlichen tragen sie die Forderung der Partei mit, den Konflikt mit noch mehr Waffen anzuheizen. Die Idee auch hier: Nur ein totaler Sieg gegen Russland beende den Krieg.

Ansonsten findet sich bei der Grünen Jugend nicht viel zur Forderung, der Ukraine schwere Panzer zu liefern. Nicht auf der Webseite, nicht auf Twitter und nicht im Archiv.

Die grüne Partei findet weiter nichts dabei, sich auf ihrer Webseite mit der Friedenstaube zu schmücken und Sätze wie diesen hier zu schreiben: „Wir Grüne im Bundestag stehen für Frieden, Abrüstung, kooperative Sicherheit und eine Kultur der militärischen Zurückhaltung.“

Die Grüne Jugend stört es hier nicht, das die symbolträchtige Friedenstaube zur Kampfdrohne mutiert ist.

Auf Facebook schreiben die Jungen Liberalen: „Wer Frieden will, muss Waffen liefern“. Das allerdings ist eine vollkommene Verdrehung des Prinzips der Abschreckung aus den Zeiten des Kalten Krieges. Mit Betonung auf „Kalten“, denn diese durchaus umstrittene Aufrüstung sollte einen Waffengang verhindern, es war allen klar, dass sie keinen Krieg verhindern kann. Eine einfache Logik, die heute verloren gegangen scheint. Und das ist traurig. Aber vor allem verdammt gefährlich.

Pete Seeger: We shall overcome

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