Apostel Krah und seine Jünger

Kritik an der AfD und ihrem Spitzenpersonal ist journalistische Pflichtaufgabe

von Alexander Wallasch (Kommentare: 22)

Eine Diskussion über Personalien muss geführt werden.© Quelle: YouTube/ Jung & Naiv Screenshot

Nachdem ich heute auf X den EU-Spitzkandidaten der AfD als nicht wählbar bezeichnet habe, gab es Zustimmung. Aber es schrieben auch viele Anhänger von Maximilian Krah mit einem Waffenarsenal an Beleidigungen, wie sie mutmaßlich auch ein Dr. Krah eher seltener zu hören bekommt.

Jetzt will ich niemanden damit langweilen, dass man jemanden an seinen Freunden erkennt. So etwas halte ich selbst für eine Binse. Aber ich kenne Freunde von Maximilian Krah. Und auch von diesen Leuten musste ich mir  Kritik anhören, die unter der Gürtellinie war.

Eines kann ich versichern: Wer mich kritisiert, wird von keinem meiner Freunde Unterstellungen oder Beschimpfungen hören. Natürlich gilt hier, dass Journalisten und Politiker gleichermaßen ein dickeres Fell haben müssen – mehr als andere.

Seit 2014 habe ich hunderte Artikel über die AfD geschrieben und ich weiß gar nicht mehr, wie oft ich mit Vertretern der AfD Interviews geführt habe. Wer einige davon gelesen hat, der weiß, dass ich fair und kritisch berichte und dass ich, wenn ich eine Ausgrenzung oder fehlende Gleichbehandlung beobachte, die Rechte der so Ausgegrenzten verteidige.

Nachdem ich mir also erlaubt hatte, Krah zu kritisieren, fühlten sich einige seiner Anhänger dazu berufen, in die Gosse abzutauchen. Das kann amüsant sein. Weniger lässig allerdings darf man mit jenen Anwürfen umgehen, die mit einer Kontaktschuld arbeiten. Sowohl gegen mich als auch gegen Menschen, die mit mir zu tun haben.

So war heute häufig zu hören, ich sei ja Teil der Werteunion, ich sei Maaßen-Fan, ich sei parteiisch. Gleichzeitig wurde immer wieder ein 6,5 Stunden-Interview erwähnt, dass Dr. Krah mit Thilo Jung geführt habe. Die beiden sollen sich darin geduzt haben, es sei streckenweise sportlich und kameradschaftlich zugegangen. Allerdings habe ich nirgends gelesen, dass jemand gesagt hat, dieser Thilo Jung sei jetzt Anhänger der AfD.

Aber ich bin automatisch Anhänger der Werteunion, weil ich regelmäßig Interviews mit Hans-Georg Maaßen führe? So wie der Focus jetzt ein Magazin des BSW ist, weil Sahra Wagenknecht dort eine Kolumne schreibt? Das greift nicht nur zu kurz, dass spielt vor allem den Etablierten in die Hände, die mit solchen Kontaktschuldanwürfen arbeiten, um die Opposition und die Neuen Medien zu diffamieren.

Viele Leser der Neuen Medien haben sich über Jahre für die Meinung von Hans-Georg Maaßen interessiert, weil Maaßen eine oppositionelle Haltung gegenüber der Bundesregierung eingenommen hat. Dr. Maaßen ist auch deshalb ein besonders interessanter, eloquenter und spannender Gesprächspartner, weil er ursprünglich aus dem inneren Kreis der Macht kommt.

Klar aber auch: Wenn das Angebot käme, spräche ich selbstverständlich auch mit Robert Habeck oder Claudia Roth.

Das führt zum nächsten Problem: So, wie mir heute die aufgeregten Anhänger von Krah via X das Etikett eines WU-Fanboy anheften wollten, hat mir Wikipedia wegen einer Vielzahl von Interviews mit AfD-Spitzenfunktionären das Etikett „AfD-naher Blog“ angeklebt. Aber was ist nun wahr?

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Ich kann Ihnen versichern: Nichts von alledem. Ja, es gibt Journalisten mit Parteibuch. Ich gehöre nicht dazu. Ich halte das persönlich für schwierig, Kollegen kommen damit augenscheinlich besser zurecht, viel Erfolg.

Aber noch mal zu Wikipedia und dem „AfD-nahen Blog“ Alexander-Wallasch.de . Das ist mindestens so falsch wie jetzt die Anwürfe der Krah-Jünger, ich sei WU-nah. Aber tatsächlich: Wenn Wikipedia nachzählt, könnte man darauf kommen, dass ich deutlich häufiger mit AfD-Leuten und -Themen beschäftigt bin als mit Vertretern anderer Parteien.

Aber warum ist das so? Wenn ich hundert Interviewanfragen rausschicke und davon sind zehn oder fünfzehn solche an AfD-Vertreter, raten Sie bitte einmal, wie viele Zusagen ich bekomme und wie viele davon dann AfD-Zusagen sind? Bei zehn Zusagen bei 100 Interviews, sind tatsächlich 7 bis 10 Zusagen von AfD-Politikern. Und die soll man dann nicht führen, um bloß nicht den Eindruck zu erwecken, AfD-nah zu sein?

Ich habe auch schon einige Interviews mit Götz Kubitschek aus Schnellroda geführt. Einmal rief mich Verleger Kubitschek persönlich an und fragte freundlich, ob er eines dieser Interviews für das Jubiläumsheft (100. Ausgabe) seines Magazins „Sezession“ abdrucken darf. Natürlich sage ich so etwas zu, schließlich war Kubitschek der Gesprächspartner, ich habe nur ein paar Fragen gestellt, es sind allein seine Antworten.  

Aber was macht Wikipedia daraus? Folgender Satz steht seitdem in der Online-Enzyklopädie:

„Christian Niemeyer attestierte Wallasch eine Hinwendung zum Rechtspopulismus, etwa durch Interviews mit Götz Kubitschek, z. B. in der 100. Ausgabe von Sezession, oder mit Wallaschs AfD-nahen Blog.“

Ja, das ist Wikipedia und man gewöhnt sich an solche Zuschreibungen und Diffamierungen oder man hat alternativ einfach keine Energie übrig, dagegen anzugehen, was hier mutmaßlich regierungsnahe Kollegen nach Feierabend – oder schon festangestellt für diesen Müll – erledigen.

Anwalt Joachim Steinhöfel gehört übrigens zu den wenigen Spezialisten, die sich schon erfolgreich gegen solche Diffamierungen durchgesetzt haben. Falls Sie mal Rechtsbeistand benötigen und das nötige Kleingeld für solche Prozesse erübrigen.

Und weil jetzt Fragen zu meiner Krah-Kritik aufgetaucht sind. Dazu sind etliche Artikel bei Alexander-Wallasch.de erscheinen, ebenfalls eine Rezension eines Buches von Krah und beispielsweise Artikel über eine Auseinandersetzung in Paris zwischen Marine Le Pen und Alice Weidel über die Personalie Krah. Wen es interessiert, der kann es nachlesen! Antworten auf Fragen per X, was ich an Krah kritisiere, sind in diesen Artikeln zu finden.

Und um auch das noch anzusprechen: Ich finde es für die AfD innerparteilich sehr bedauerlich, dass eine Diskussion über Personalien so hysterisch und aufgeladen geführt wird.

Aber ich verstehe auch, warum das passiert! Denn wer so häufig diffamiert, ausgegrenzt und diskreditiert wird – ich habe viel darüber geschrieben – der ist womöglich zu der Überzeugung gelangt, dass jedwede innerparteiliche Kritik nur noch schädlich ist. Der fühlt sich als Bewohner einer Trutzburg und stellt sofort die Speere auf. Nichtsdestotrotz sind solche Auseinandersetzungen notwendig.

Übrigens scheut auch das BSW solche internen Querelen. Zwar fällt das aktuell noch nicht im selben Maße auf wie bei der AfD, die ständig unter Feuer steht. Aber ich bin sicher, dass da gerade ordentlich Druck unter dem Kessel aufgebaut wird, der einer Explosion entgegenstrebt. Und die fragt nicht nach dem besten Zeitpunkt.

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