Angela Merkel im Originalton

Mutti Merkel bedankt sich für Steinmeiers Lametta

von Alexander Wallasch (Kommentare: 17)

Angela Merkel ist sich keiner Schuld bewusst – Das Schicksal dieses Landes ist ihr weiter herzlich egal© Quelle: Phoenix / Screenshot

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verlieh der Ex-Bundeskanzlerin den höchsten Orden des Landes. Anschließend trat Angela Merkel ans Mikrofon, zählte ihre Gäste einzeln auf und bedankte sich.

Nach dem durchsichtigen Versuch, irgendwelche Verdienste von Angela Merkel noch nachträglich ins Geschichtsbuch einzutragen, überließ Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier der Ex-Bundeskanzlerin das Mikrofon. Merkel bedankt sich. Als sie ihre treuen Kanzleramtsminister der Reihe noch aufzählt, scheint es, zittert und hängt kurz ihre Stimme. Aber keine Sorge: Mutti zeigt hier keine Emotionen, sie ist nur erkältet.

Angela Merkels Dankesrede im Originalton:

„Niemand muss erschrecken. Ich habe in meiner Amtszeit gelernt, und die Regierungssprecher mussten es oft sagen, wenn wir gefragt wurden, was wir von dieser oder jener Ausführung des Bundespräsidenten halten, hieß es immer: Die Worte des Bundespräsidenten stehen für sich, und so ist es natürlich auch heute.

Ich möchte nur ,Danke' sagen dafür, dass ich heute hier sein darf, denn das hat etwas mit Ihrer Entscheidung zu tun. Ich möchte den Bundeskanzler Olaf Scholz danken, dass er sich Zeit genommen hat. Ich erinnere mich noch vage, dass Zeit ein knappes Gut ist, und in diesen Zeiten ganz besonders. Deshalb Dankeschön, weil es vielleicht auch etwas darüber sagt, dass wir immer versucht haben, auch bei Meinungsverschiedenheiten gut zusammenzuarbeiten.

Ich durfte heute einige Leute einladen, und die stehen natürlich nur Pars pro toto für so viele, die mir geholfen haben, das, was ich gearbeitet habe oder was ich erreichen wollte, auch zu erreichen, und die mich durch die Zeiten getragen haben. Dazu zählen die politischen Weggefährten.

Einer ist ein ganz früher, Rainer Eppelmann, denn er war mein Vorsitzender im Demokratischen Aufbruch. Wir sind durch die große Leidenszeit gegangen, dass unsere politischen Erwartungen bei der ersten freien Volkskammerwahl sich nicht ganz so erfüllt hatten, wie wir uns das vorgestellt haben, und deshalb danke, dass Du hier bist.

Ich möchte Ursula von der Leyen danken, dass sie sich Zeit genommen hat. Bei ihr ist es mit dem knappen Gut ungefähr genauso. Ursula von der Leyen und Annette Schavan, zwei Frauen, die mir geholfen haben, das, was als Frau noch nicht vorgeprägt war, in ganz unterschiedlicher Weise zu leben, durch dick und dünn, auch wieder mit ganz unterschiedlichen Eigenschaften mir zu helfen und zur Seite zu stehen. Danke dafür.

Und ich habe, als ich vor der Qual der Wahl stand, aber gerne und aus voller Überzeugung die vier Männer eingeladen, die meine Kanzleramtsminister waren. Thomas de Maizière, der erste in der Riege, Ronald Pofalla, Peter Altmaier und Helge Braun. Man kann sagen, keiner hat es länger als vier Jahre ausgehalten. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen: Es ist ein Knüppeljob, und ich bedanke mich für unglaubliche Loyalität, für unglaublichen Einsatz, und es war immer gut, dass wir toll miteinander ausgekommen sind.

Ich hätte zwei weitere Personen gerne heute Abend hier begrüßt. Volker Kauder konnte aus zeitlichen Gründen nicht kommen. Er hat mich durch dick und dünn, auch was die Fraktion anbelangt, begleitet, und Franz Müntefering, dem ich gute Gesundheit wünsche, denn er war derjenige, der zu mir gesagt hat, als ich drei Tage von meiner Vereidigung als Bundeskanzlerin 2005 noch etwas zittrige Beine bekam und mulmiges Gefühl im Magen, das wird schon, und das hat mir geholfen.

Ich habe für die Berater, die mir so viele, so viel zur Seite standen, drei Menschen eingeladen, von denen eine, Beate Baumann, heute aus gesundheitlichen, aber wirklich nur Viren außerhalb von Corona toben sich im Augenblick in Deutschland aus. Sie kennen das alle, und ich habe es auch so ein bisschen, nicht dabei sein kann. Aus diesem Grunde aber Steffen Seibert und  und Eva Christiansen sind hier. Drei aus sehr vielen, die geholfen haben. Aber diese drei standen in dick und dünn und Nacht und Wochenende und immer, so, dass man alles besprechen konnte, alles hin und her abwägen konnte, und dafür sage ich einfach aus voller Überzeugung ,Danke'.

Dann ist einer hier, Jürgen Klinsmann, der passt nicht so ganz ins Konzept, denn besonders sportlich bin ich nicht. Aber ganz früh, als man von mir glaubte, dass ich mich für Fußball nicht interessiere, und von ihm glaubte, dass er zu viel nach Kalifornien reist, sind wir zwei Unkonventionellen zusammengekommen und haben uns eigentlich nie wieder aus den Augen verloren. Er ist für mich der Mann, der zeigt, was man alles bewegen kann, und das Sommermärchen ohne Jürgen Klinsmann wäre nicht denkbar.

Natürlich möchte ich meiner Familie ganz herzlich danken. Schade, dass meine Eltern nicht mehr dabei sein können, das wäre schön gewesen, aber ich freue mich, dass mein Bruder, meine Schwester heute dabei sind und dass Daniel, Joachim Sauers Sohn, dabei ist.

Und dann möchte ich mich bei der Gelegenheit natürlich ganz herzlich bei meinem Mann bedanken, denn er hatte vieles auszuhalten, vieles durchzustehen, und glücklicherweise hat er seine eigene Leidenschaft, die Wissenschaft. Das hat manchmal geholfen, glaube ich.

Und damit ich nicht im eigenen Saft schmore, was vielleicht eine der größten Gefahren ist, wenn man Bundeskanzlerin ist und sich immer nur mit diesem Tunnelblick um die täglichen Ereignisse schert, freue ich mich, dass zwei aus der Wissenschaft, neben meinem Mann natürlich, dabei sind, Helmut Schwarz und Robert Schlögl, die mich so manchmal erscheinen lassen, als würde ich noch was verstehen von dem, was sie tun. Aber die Wissenschaft hat mich immer fasziniert, und das ist auch so geblieben.

Und es sind Menschen da, die mich in ganz andere Sphären entführt haben, was ich immer sehr genossen habe, Horst Bredekamp, Neil MacGregor, Ulrich Matthes und Alena Buyx, die mir einfach geholfen haben, mal auf über was anderes nachzudenken, was anderes schön zu finden, heute Zeit zu finden, mich mit der Renaissance zu beschäftigen, global zu denken, wie wir das mit dem Humboldt Forum vorhatten und vielleicht immer noch vorhaben, und vieles andere, was mich weiter leidenschaftlich interessiert hat, aber für das ich nicht genug Zeit habe.

In diesem Sinne stehen die jetzt vorgestellten Personen nicht nur für den heutigen Abend, sondern sie stehen dafür, dass ganz viele Menschen dazugehören, wenn man 16 Jahre Bundeskanzlerin ist. Bei denen kann ich mich jetzt nur auf diese Weise bedanken und einfach sagen, ich habe viele, sehr, sehr gute Erfahrungen gemacht.

Es heißt ja immer, Politik sei so schlimm, und ich denke, ich wusste schon, was mir passiert. Ulrich Matthes habe ich natürlich als Schauspieler vergessen, der mir die Kunst des Sprechens immer ein bisschen beigebracht hat. Aber vielleicht hatte ich ihn sogar schon erwähnt hier.

Aber trotzdem, so, wie auch immer, es wird ja oft gesprochen, was für eine Schlangengrube Politik ist. Ich darf sagen, ich hätte es nicht überlebt, wenn es nicht auch die andere Seite der Politik gibt, und deshalb konnte es mir auch immer Freude machen. Danke schön, Herr Bundespräsident!"

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