„Ein Krieg gegen eine Atommacht ist nicht zu gewinnen. Immer mehr Politiker sehen das ein.“

Oskar Lafontaine zur Lage in der Ukraine

von Alexander Wallasch (Kommentare: 1)

„Es wird höchste Zeit, dass auch Politiker und Journalisten in Deutschland diese in den USA geführte Diskussion aufgreifen, ihr kriegshetzerisches Geschwätz beenden und auf einen Verhandlungsfrieden hinarbeiten.“© Quelle: YouTube / ARD / Maischberger

Oskar Lafontaine wird nicht müde, dem herrschenden Zeitgeist zu widersprechen. Nach seiner Videobotschaft am 21. Mai 2022 auf dem Berliner Kongress „Ohne Nato leben ­– Ideen zum Frieden“ folgte gestern die Erneuerung seiner dort formulierten Forderung via Facebook.

Nach seinem Austritt aus der von ihm gegründeten Partei „Die Linken“ ist sein Widerspruch zwar seltener geworden. Aber von Zeit zu Zeit scheinen ihm die Irrungen und Wirrungen des Weltgeschehens so abstrus, dass er es nicht mehr aushält, das politische Parkett ausschließlich seiner umtriebigen Ehefrau Sahra Wagenknecht zu überlassen.

Für Lafontaine ist ein unbedingter Sieg der Ukraine gegen eine Atommacht wie Russland nicht realistisch. Eine Einschätzung, die er mit dem ehemaligen Chef des Bundesverfassungsschutzes teilt. Im Interview mit alexander-wallasch.de fügte Hans-Georg Maaßen noch einen weiteren Aspekt hinzu:

„Bei all dem, was Putin getan hat, muss man sagen, er ist nur der Herrscher von Russland und wir sehen ja, wie schwach die russische Armee in der Ukraine ist. Den Menschen einzureden, Putin hätte vor, die EU zu überrollen, ist unredlich und schlichte Propaganda, mit der man eigentlich nur kleine Kinder erschrecken könnte – oder Menschen, bei denen man das Ressentiment der 1970er, 80er Jahre triggern kann und die wieder Angst haben. Das wird von unseren Medien bewusst gemacht.“

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Hier der Debattenbeitrag von Oskar Lafontaine, veröffentlicht am 2. Juni auf seinem Facebook-Account:

„Die Ukraine muss den Krieg gewinnen ...

Viele Politiker und Journalisten in Deutschland fordern lautstark: Die Ukraine muss den Krieg gewinnen. Was sie damit genau meinen, sagen sie nicht. Wahrscheinlich soll das heißen, die Ukraine müsse den Donbass und die Krim mit Panzern und Haubitzen zurückerobern. Immerhin weigert sich Olaf Scholz bisher, diesen Blödsinn nachzuplappern.

Was die Schreibtischkrieger nicht begreifen wollen: Russland ist eine Atommacht. Und gegen eine Atommacht kann man nicht gewinnen. Man kann sie in eine ausweglose Situation bringen und dadurch einen Atomkrieg riskieren. Vor einer solchen Situation aber hatte schon US-Präsident Kennedy in der Kuba-Krise 1962 gewarnt.

Gott sei Dank, beginnen immer mehr Politiker und Journalisten in den USA einzusehen, dass dieser Krieg nicht zu gewinnen ist. Zu den prominentesten Stimmen gehört Henry Kissinger, der der Ukraine rät, Gebiete an Russland abzutreten, um den Krieg zu beenden. Gleichzeitig warnt er vor einer demütigenden Niederlage Russlands. Ins gleiche Horn stößt die New York Times: 'Es liegt nicht in Amerikas Interesse, sich in einen totalen Krieg mit Russland zu stürzen, auch wenn ein Verhandlungsfrieden der Ukraine einige harte Entscheidungen abverlangen könnte.'

Solche Sätze hätte man gerne gestern im Deutschen Bundestag gehört. Aber solange die grünen Kriegs- und Preistreiber die Debatte dominieren und von Blackrock-Merz unterstützt werden (Blackrock hat Rüstungsaktien im Portfolio, deren Kurse steigen) geht das Morden in der Ukraine weiter. Und in der Dritten Welt verhungern die Menschen, weil der Weizenexport blockiert wird. Und in Deutschland werden Geringverdiener und Rentner ärmer und die auf preiswerte Energie angewiesene deutsche Wirtschaft verliert ihre Wettbewerbsfähigkeit.

Jetzt fordert auch US-Präsident Biden nicht mehr den Sieg der Ukraine, sondern sagt, wie die 'Putin-Versteher', dass der Krieg nur durch eine Verhandlungslösung beendet werden kann ('will only definitively end through diplomacy'). Ob Biden nur verbal auf den Stimmungswechsel in den USA reagiert, während er in Wirklichkeit noch lange Krieg führen und US-Waffen in Europa und teures Fracking-Gas verkaufen will, wird sich zeigen.

Es wird höchste Zeit, dass auch Politiker und Journalisten in Deutschland diese in den USA geführte Diskussion aufgreifen, ihr kriegshetzerisches Geschwätz beenden und auf einen Verhandlungsfrieden hinarbeiten.“

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