Thüringen will keine Windräder in der Nachbarschaft – Aber eine Minderheit entscheidet dafür

Zu viel antidemokratischer Wind im Beutel? Kevin Kühnert droht CDU Thüringen

von Alexander Wallasch (Kommentare: 3)

In Thüringen ist die rot-rot-grüne Minderheiten-Koalition nur regierungsfähig, wenn die CDU immer gegen die AfD stimmt - also für Ramelow.© Quelle: Pixabay / YouTube / Bildmontage Alexander Wallasch

Nein, es drohen noch nicht die letzten Tage von Pompeji, aber die ehemaligen Volksparteien neigen zunehmend zur Selbstzerfleischung innerhalb ihres etablierten Lagers. Neuerlich Anlass dafür gab jetzt SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert, der die CDU vor einem Pakt mit der AfD warnte.

Wir erinnern uns: Zunächst wurde die AfD vom polit-medialen Komplex erfolgreich diffamiert. Im Anschluss daran proklamierte das Establishment ein Berührungsverbot, einige AfD-Ausfälle arbeiteten hier noch fleißig zu.

Schauen wir nach Thüringen. Dort ist die rot-rot-grüne Minderheiten-Koalition nur regierungsfähig, wenn die CDU immer gegen die AfD stimmt – also für Ramelow. Dieses Kontaktverbot wurde jetzt vom neuen SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert in Richtung CDU Thüringen aus gegebenem Anlass erneuert.

Konkret geht es darum, dass im Bundesland Handlungsbedarf besteht in Sachen Windparks. Einige Thüringer wollen nicht zum Gebläse der Republik umgebaut und gesundheitlich ins Risiko getrieben werden.

Ernsthaft im Gespräch ist deshalb die Forderung eines gesetzlichen Mindestabstandes von tausend Metern zwischen den Windrädern selbst und hin zu bewohnten Gebäuden. Die Thüringer CDU stellte einen entsprechenden Antrag gegen die rot-rot-grüne Minderheitsregierung mit folgender Begründung:

„Der Schutz der Anwohner vor Immissionen muss im Mittelpunkt unserer Politik stehen. Wir sind überzeugt: Das Vorrücken in den Nahbereich zur Wohnbebauung schadet der Akzeptanz der Windkraft, wie an vielen Orten zu beobachten ist.“

Nicht, dass es diesen Abstand bisher nicht gebe, aber die CDU will ihn festgeschrieben wissen. FDP und AfD signalisierten die benötigte Zustimmung, soweit so demokratisch, so üblich.

Weit gefehlt, denn bislang wurde im Landtag noch nie ein Gesetz mit den Stimmen der AfD durchgesetzt.

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Was die Windräder angeht, weiß der MDR, dass es in Thüringen rund 840 davon gibt, die Zahl aber deutlich steigen wird, wenn Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck mit einem neuen Gesetz dafür sorgen sollte, dass Windräder künftig schneller genehmigt werden.

Der öffentlich-rechtliche TV-Sender berichtete dazu sogar aus einem dieser gallischen Dunkeldörfer in Südthüringen: Dort in Hildburghausen liest der Bürger gerne mal die alternative Südthüringer Rundschau, hier ist die AfD Volkspartei und mit der CDU fast gleichauf, während Kühnerts SPD noch viel weniger Stimmen auf sich vereinen konnte als die Linkspartei.

Die Bürgerinitiative „Gegenwind im Kleinen Thüringer Wald“ kämpft in Hildburghausen und Umgebung gegen die Pläne zum Bau von Windrädern. Ein Sprecher der Initiative erklärt:

„Über die Erklärung, dass der Ausbau der Windenergie im nationalen Sicherheitsinteresse ist und eine erhöhte Bedeutung hat, hebelt der Bundeswirtschaftsminister hier den Umweltschutz, den Gesundheitsschutz und den Naturschutz aus. Die Akzeptanz ist weder bei uns dafür da noch bei der Bevölkerung.“

Und dieser Widerstand ist ein landesweites Aufbegehren, das in Thüringen mutmaßlich sogar eine Mehrheit hat. Hieran wird einmal mehr deutlich, wie die Mehrheit der Bevölkerung von einer linksgrünen Minderheit in Schach gehalten wird.

SPD-Generalsekretär Kühnert findet nichts dabei, der CDU offen zu drohen, dass die Partei niemals mit der AfD zusammen etwas gegen die SPD entscheiden dürfe. Dass dies auf Bundesebene beispielsweise mit der Absage der Union an eine Impfpflicht indirekt schon passiert ist, ficht Kühnert nicht weiter an.

Ein Gesetz gegen die Stimmen der rot-rot-grünen Minderheitsregierung sei „eine Gesetzesmehrheit von Höckes Gnaden. So etwas gab es noch nie und darf es niemals geben“. Aber wer so rigoros warnt, der muss danach auch scharf schießen, wenn die Warnung ignoriert wird. Welche Munition hat Kevin Kühnert im Köcher? Es bleibt rätselhaft.

Faktisch bedeutet das aber auch, dass die AfD samt ihrer Millionen Wähler in Gänze einfach ausgegrenzt wird. Das ist ebenso radikal, wie antidemokratisch, es ist im Grunde genommen sogar verfassungsfeindlich, wenn Kühnert hier eine legitim gewählte und demokratisch legitimierte Partei auf diese Weise kaltstellen will. Besonders alarmierend, dass hier auch mit der teilweisen Beobachtung durch den Verfassungsschutz (VS) argumentiert wird.

Die allerdings wurde im Vorfeld mit dem Ziel eingeführt, genau das anschließend zu tun: VS-Beobachtung als Waffe zu nutzen. Inhaltlich sind diese Beobachtungsfälle äußert dünn, das weiß auch Kühnert und der selbst schon einmal unter Beobachtung gestandene Ministerpräsident Ramelow weiß das sowieso.

Kurz gesagt: Die SPD hat bereits einen großen Teil der Wähler aus dem demokratischen Entscheidungsfindungsprozess entkoppelt, ausgestoßen und Millionen Stimmen für die AfD eigenhändig ungültig erklärt.

So etwas fällt in Thüringen besonders ins Gewicht: Denn schon bei der Landtagswahl im Herbst 2019 berichtete der Tagesspiegel: „AfD gewinnt die Wahl bei allen Altersgruppen unter 60. Nur die Wähler über 60 verhindern einen Wahlsieg der AfD.“ Kevin Kühnert droht der CDU und möchte, dass ein Viertel der Wählerstimmen in Thüringen nichts gelten dürfen.

Es ist allerdings nicht so, dass Friedrich Merz, CDU-Chef und Oppositionsführer im Deutschen Bundestag, von Kühnerts Attentat auf die demokratischen Prozesse überrollt worden sei. Nein, Merz selbst ist einer der maßgeblichen Ausgrenzer, der von roten Linien sprach, was eine Zusammenarbeit mit der AfD angeht.

Jetzt sind Koalitionen mit der AfD das eine. Aber was ist das für eine Aufforderung an die CDU, jede Abstimmung gegen SPD, Grüne und/oder Linke zu unterlassen, in dem Moment, wo sich abzeichnet, dass die AfD ebenso abstimmen könnte? Das grenzt an Albernheit und fehlenden Respekt vor dem Wahlvolk.

Und was für ein Machtinstrument ist das erst für die AfD, jederzeit durch Zustimmung eines CDU-Antrages diesen sofort zu kippen, weil die CDU dann automatisch nach Merz und Kühnert aus ihrem eigenen Antrag aussteigen müsste?

Friedrich Merz hatte erklärt, mit ihm gebe es eine Brandmauer zur AfD. Und bei Zuwiderhandlung drohe ein Parteiausschlussverfahren. Aber nicht nur SPD-Kühnert droht, die politische Geschäftsführerin der Grünen, Emily Büning, klinkt sich gleich mit ein:

„Keine Partei darf sich von den Stimmen der Rechtsextremen abhängig machen. Ich erwarte von der CDU als demokratischer Kraft, dass diese Brandmauer steht.“

Was dürfen die Thüringer noch erwarten, wenn sie doch keine Windräder so dicht am Haus wollen? Erstaunlich bleibt, dass Kühnert und Co einen anderen Weg noch gar nicht vorgeschlagen haben: nämlich mit der CDU zusammenzustimmen.

Damit wäre das Problem doch eigentlich aus der Welt. Die Idee, Demokratie zu leben, wie es ein Förderprogramm des Familienministeriums mit hunderten Millionen Euro unterstützt, wäre allerdings in beiden Fällen kontaminiert.

Ironie der Geschichte: Besagtes Förderprogramm wurde eigens eingeführt, um teils radikale Nichtregierungsorganisationen (NGOs) auf Regierungskurs zu bringen. Also ein weiterer bisher vom Verfassungsschutz noch nicht unter Beobachtung gestellter mutmaßlich feindlicher Akt gegen unsere Verfassung.

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